Modellversuch mit BAW in Kassel soll verlängert werden

Seit Mai vergangenen Jahres gibt es in Kassel den bundesweit ersten Modellversuch, die Praxistauglichkeit von kompostierbaren Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen in der Bevölkerung festzustellen. In über 80 Geschäften wird die Akzeptanz der Verbraucher für rund 15 Verpackungsmodelle wie z.B. Tragetaschen, Obstbeutel oder Butterhüllen getestet. Rund 1 Mio. Euro lässt sich die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.(FNR), eine Einrichtung des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft die Unterstützung dieses Versuchs kosten. Auch Rohstofflieferanten wie Biotec, Novamont, BASF und andere Unternehmen subventionieren das Projekt. Bislang erfolgreich, wie das Kölner Marktforschungs-Institut factx jüngst ermittelte (vgl. auch Meldung vom 2001-10-09).

Nach Angaben von Martin Lichtl, dem Koordinator des Projekts, ist die Zufriedenheit der Konsumenten mit den neuen Bio-Verpackungen belegt: “Im Januar ist es zwar etwas ruhiger geworden, grundsätzlich aber kommen die Verpackungen bei den Verbrauchern sehr gut an.” Immerhin seien bereits rund 2,2 Mio. dieser BAW-Produkte verkauft worden, obwohl sie rund 15 Cent teuer seien. Als Zeichen ihrer Kompostierbarkeit tragen alle
Produkte das sechseckige Kennzeichen mit einem Keimling. “Das bedeutet, die Verpackungen müssen aus mehr als 50 Prozent nachwachsenden Rohstoffen hergestellt worden sein”, erläutert Dr. Harald Käb, Pressesprecher der Interessengemeinschaft Biologisch Abbaubare Werkstoffe (IBAW). Haupt-Rohstofflieferanten sind hier stärkehaltige Pflanzen wie z.B. Kartoffeln, der übrige Teil besteht aus einem ebenfalls abbaubaren, aber nicht von nachwachsenden Rohstoffen
stammenden Kunststoff.

Matthias Klauß von der Bauhaus Universität Weimar, deren Abfallexperten das Projekt unter abfallwirtschaftlichen Gesichtspunkten untersuchen, kann bereits voran gegangene Befürchtungen der Kompostwerkbetreiber, dass sich die Fehlwurfrate in den Biotonnen im Rahmen des Modellprojekts vergrößern könnte, optimistisch prognostizieren: “Wir haben bislang sechs Analysen durchgeführt und alle weisen auf, dass sich die Fehlwurfrate nicht erhöht hat. Im Gegenteil, die Tendenz ist sogar eher rückläufig.” Welchen Einfluss diese Biokunststoffe, die in den Kompostwerken von Mikroorganismen zu Zellmasse zersetzt werden, als Kompost auf den Boden sowie Ertrag und Qualität von Pflanzen haben, wurde ebenfalls von der Bauhaus Universität im Feldversuch an Chinakohl nachgeprüft: “Der Kompost ist genau so gut wie herkömmlicher Dünger”, resümiert Klauß.

Das Projekt stellt sich derart erfolgreich dar, dass die Projektteilnehmer eine Verlängerung bis Ende des Jahres beantragt haben. “Zahlreiche andere Verpackungshersteller möchten ihre Produkte testen lassen”, berichtet Martin Lichtl, dem die Logistik recht gibt. Den aufgeschlossenen Hessen hätten die abbaubaren Verpackungen so gut gefallen, dass die Hersteller anscheinend mit der Produktion nicht nachkamen, was sich dann ändern solle.

Autorin: Marion Kupfer (nova)
Endredaktion: Michael Karus (nova)
Quelle: www.faz.net vom 2002-02-06.

Source

www.faz.net vom 2002-02-06.

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