Leonberg: Neuartige Vergärungsanlage schafft aus Biomüll Strom für 2.300 Haushalte

Nur zehn Jahre währte der Betrieb des kreiseigenen Kompostwerks in Leonberg. Das 15 Mio. EUR-Projekt war aufgrund fehlerhafter Planung nie im Stande gewesen, den anfallenden Biomüll komplett zu verarbeiten. Teure Logistik trat an Stelle eines Wertschöpfungskreislaufs. Dies soll sich nun nachhaltig ändern. Denn nach langen Verhandlungen einigten sich die Leonberger Stadtväter auf eine innovative wie effektive Neuanschaffung: Eine Vergärungsanlage der belgischen Firma Organic Waste Systems, für deren Kernstück – dem 25 Meter hohen Stahlturm mit Gärreaktor – gestern Richtfest gefeiert wurde.

Landrat Bernhard Maier dankte bei diesem Anlass der Stadt und allen beteiligten Initiatoren für ihre Unterstützung. Zwei Drittel der insgesamt zehn Mio. EUR für den Einbau von Vergärungsanlage mit Blockheizkraftwerk und Trockenanlage teilen sich allerdings am Bau beteiligte Firmen aus der Region: “Damit konnte man früher ein Gymnasium bauen”, erinnerte sich Maier. Aber auch diese Investition soll sich amortisieren, reduzierten sich doch künftig die spezifischen Kosten – im Vergleich zur Aufrüstung der alten Anlage – um fast zwölf EUR/Tonne Bioabfall, so die Aussage vom Werkleiter des Abfallwirtschaftsbetriebes, Wolf Eisenmann, der damit auf eine jährliche Einsparung von etwa 350.000 EUR hinwies.

Die in geschlossenen Behältern stattfindende Vergärungstechnik erlaubt eine Biogasausbeute, die komplett zur Energiegewinnung genutzt werden kann. So sollen künftig 8,2 Millionen Kilowattstunden elektrischer Strom erzeugt und in das öffentliche Netz gespeist werden. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von etwa 3.500 Kilowattstunden wären somit rund 2.300 Haushalte versorgt. Die im Blockheizkraftwerk erzeugte Wärme wird wiederum zur Trocknung der Gärreste eingesetzt, was jährlich etwa 800.000 Liter Heizöl einspart.

Rund 30.000 Tonnen Biomüll aus dem Kreis kann der Reaktor per Trockenvergärung aufbereiten. Von den verbleibenden 14.000 Tonnen Gärresten sollen nach der Trocknung 11.000 Tonnen dann im Kompostwerk Kirchheim verarbeitet und der Rest auf die Häckselplätze im Kreis verteilt werden. Luc de Baere, Geschäftsführer von Organic Waste Systems, berichtete von bisher europaweit neun fertig gestellten Anlagen dieser Art und gegenwärtig fünf weiteren im Bau befindlichen, davon drei in Deutschland. Die größte ist für 50.000 Tonnen Biomüll angelegt und steht im belgischen Antwerpen.

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Leonberger Kreiszeitung online vom 2004-04-07.

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