Langzeitstudie beweist: Öko-Landbau zahlt sich auch wirtschaftlich aus

Schweizer Forschungsinstitut untersuchte Böden und Erträge über 24 Jahre

Durch den Nitrofen-Skandal ist der ökologische Landbau in eine tiefe Krise geraten. Nach den Schreckensmeldungen um BSE und Gen-Mais waren viele Verbraucher verunsichert und suchten die Alternative im Einkauf biologisch angebauter Produkte. Dies scheint ein passender Zeitpunkt, die Ergebnisse eines Langzeitexperimentes zum Vergleich herkömmlicher Anbaumethoden mit ökologischem Landbau zu veröffentlichen. Der Anbau ohne Pestizide oder künstliche Düngemittel zahle sich demnach sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich aus, berichten die Forscher im Magazin Science.

Nach den Feststellungen der Wissenschaftler um Paul Mäder vom Forschungsinstitut für organischen Landbau (FiBL) im schweizerischen Frick ist der ökologische Landbau, gemessen am Energieaufwand und den verbrauchten Ressourcen, effektiver als der konventionelle. Im Rahmen eines so genannten DOK-Versuches (“D” für biologisch-dynamisch, “O” für organisch-biologisch und “K” für konventionell) testeten die Forscher verschiedene Anbaumethoden über einen Zeitraum von 24 Jahren. Es wurden landwirtschaftliche Böden und die damit erzielten Erträge untersucht, darunter auch nach der anthroposophischen Methode von Rudolf Steiner bewirtschaftete Flächen, bei denen unter Verzicht auf Pestizide und Kunstdünger Krankheiten, Schädlinge und Unkräuter lediglich über mechanische Methoden, Pflanzenextrakte oder Nützlinge bekämpft werden. Angebaut wurden Kartoffeln, Gerste, Winterweizen, Rüben und Klee, wobei die Fruchtfolge, Pflanzenvarietäten und Bodenbearbeitung auf allen Feldern gleich waren.

Nun können Erträge, Bodenfruchtbarkeit und Energieeinsatz solide in den Vergleich gestellt werden: Obwohl Öko-Bauern nur knapp die Hälfte an Dünger und Energie benötigen und fast vollständig auf Pestizide verzichten können als konventionell arbeitende Landwirte, erzielten sie dennoch rund 80 Prozent der normalen Erträge. Zusätzlich lag der Energieaufwand, der für eine Einheit an Trockenmasse benötigt wurde, 20 bis 56 Prozent unter demjenigen für konventionell bearbeitete Felder, von der Einsparung teurer Chemikalien von fast hundert Prozent einmal ganz abgesehen.

Neben dem langfristigen Erhalt einer besseren Bodenfruchtbarkeit wiesen die ökologisch bearbeiteten Böden zudem deutlich mehr Mikroben, Pilze und Würmer sowie Schädlings-vertilgende Insekten wie Spinnen und Käfer auf. Auf diese Vielfalt von Lebewesen sei nach Ansicht der Wissenschaftler die hohe Qualität der Böden und die guten Erträge zurückzuführen.

Es bleibt zu hoffen, dass diese Erkenntnisse dazu führen werden, dass der Öko-Landbau zur Methode der Wahl für eine wachsende Anzahl von landwirtschaftlichen Betrieben in Europa führt. Im Jahr 2000 folgten allerdings erst knapp 13.000 landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland auf 3,2 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche den Bestimmungen der Öko-Verordnung.

(Vgl. auch Meldungen vom 2002-05-21, 2002-02-15 und 2001-09-10.)

Source

Science, bild der wissenschaft online vom 2002-05-31 und wissenschaft-online vom 2002-06-03.

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