Landwirtschaft: Bioenergie effizienter produzieren

Ergebnisse der KTBL-Tage "Energieeffiziente Landwirtschaft"

Die Landwirtschaft ist gefordert: Sie soll mit fossilen Ressourcen möglichst sparsam umgehen und ihre Emissionen dem Klima zuliebe verringern. Doch nicht immer ist das energieeffizienteste Produktionsverfahren auch das ökonomisch interessanteste. Wie kann man diesen Konflikt lösen? Mehr als 20 Referenten aus Wissenschaft, Politik und Industrie stellten sich dieser Frage auf den KTBL-Tagen 2008 am 8. und 9. April in Fulda. Sie präsentieren den 160 Teilenehmern den aktuellen Wissensstand zum Thema “Energieeffiziente Landwirtschaft” aus den Bereichen Pflanzenbau, Tierhaltung und regenerative Energien. Sie zeigten, wie die Landwirtschaft Energie sparen und effizienter einsetzen kann.

11463.jpgRegenerative Energien
Im Tagungsteil “Regenerative Energien” befassten sich die Referenten mit der Effizienz der Produktionskette: Vom Anbau der Energiepflanzen über die Strom- und Wärmeerzeugung bis zu den Biokraftstoffen. Bei Biogas kann die Energieeffizienz gesteigert werden, z.B. durch Abwärmenutzung oder Zukunftstechnologien wie die Mikrogasturbine und Brennstoffzellen.

Die Strom- und Wärmeerzeugung aus dem Grünland kann für Landwirte wirtschaftlich interessant sein. Dies zeigte Dr. Christine Rösch vom Institut für Technologieabschätzung und Systemanalyse ITAS in Karlsruhe. Die Nutzung von Grassilage kann die Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen verbessern, sofern die staatliche Förderung eingerechnet werde. “Dies ist beispielsweise der Fall, wenn die Maisanbaufläche begrenzt ist und durch den Einsatz von Grassilage größere Biogasanlagen ohne teuren Substratzukauf oder Anstieg der Pachtpreise realisiert werden können”, schilderte Dr. Rösch.

Biokraftstoffe werden derzeit öffentlich viel diskutiert. “Der direkte Energieaufwand für den Transport von Biomasse ist im Vergleich zu denen im Pflanzenbau und in der Konversion verhältnismäßig gering”, erläutert Dr. Gerhard Moitzi von der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien. Allerdings müsse die Biomasselogistik weiter optimiert werden. Derzeit kommen Biotreibstoffe der ersten Generation wie Biodiesel, Pflanzenöl, Bioethanol und Biomethan zum Einsatz. Große Hoffnungen würden in die Biotreibstoffe der zweiten Generation, z.B. BtL (Biomass to Liquid) oder Eco-Ethanol gesetzt, da diese keine Konkurrenz zu den Lebensmitteln seien.

Ein Blick in die Zukunft der Biogastechnologie wagte Dr. Bernd Krautkremer vom Institut für Solare Energieversorgungstechnik (ISET e.V.) in Kassel. Mikrogasturbinen und Brennstoffzellen seien als Alternativen zu Kolbenmaschinen durchaus denkbar. Dabei besteche die Brennstoffzelle mit hohen, systembedingten elektrischen Wirkungsgraden, so Dr. Krautkremer.

Schon heute können Biogasanlagen energieeffizienter und wirtschaftlicher sein, z.B. durch Nutzung der Abwärme. “Das Beheizen von Gewächshäusern oder die Versorgung eines Nahwärmenetzes sind gute Möglichkeiten”, erläuterte Dr. Anke Niebaum vom KTBL in Darmstadt. Gegenüber einer Ölheizung könne man bis zu 60 Prozent sparen. Im Sommer könnte der geringere Wärmebedarf teilweise durch eine Getreidetrocknung kompensiert werden. Ein zukunftsträchtiger Wärmeabnehmer für Biogasanlagen seien Molkereien. Aufgrund des Warmwasserbedarfs könnten sie den gesamten Wärmeüberschuss einer Biogasanlage abnehmen.

Pflanzenbau und Tierhaltung
Im Pflanzenbau standen energetische Bewertungen der Nährstoffversorgung und des Pflanzenschutzes im Mittelpunkt. Um den Energieeinsatz in der Landwirtschaft bewerten zu können, müssen sowohl der direkte als auch der indirekte Energieeinsatz berücksichtigt werden. Direkte Energie wird beispielsweise in Form von Diesel und Strom eingesetzt. Indirekte Energie wird benötigt, um Produktionsmittel wie Maschinen, Gebäude oder Düngemittel herzustellen. Besonders die Produktion der Mineraldünger ist mit einem erheblichen Energieeinsatz verbunden.

In der Tierhaltung kann der Energieeinsatz bei der Fütterung und im Stall optimiert werden. Die Teilnehmer erfuhren, wie viel Energie der Landwirt aufwenden muss, um Grund- und Kraftfutter bereitzustellen und welche Sparpotenziale bei Heizung, Elektronik und Lüftung im Stall vorhanden sind.

Tagungsband
Die Beträge aller Referenten sind im Tagungsband zusammengestellt:
Tagungsband: “Energieeffiziente Landwirtschaft”. Darmstadt, 2008, 248 S., 25 Euro, ISBN 978-3-939371-59-5, Best.-Nr. 11463.

Der Inhalt des Tagungsbands:

  • Energieeinsatz in der Landwirtschaft im Wandel
    JOSEF BOXBERGER, GERHARD MOITZI
  • Energetische, nährstoffökonomische und ökologische Aspekte bei der Erzeugung von essbarem Protein tierischer Herkunft
    GERHARD FLACHOWSKY, ULRICH MEYER
  • Entwicklung der Energieeffizienz bei Landmaschinen
    STEFAN BÖTTINGER
  • Ökonomische Aspekte einer energieeffizienten Landwirtschaft
    ALOIS HEISSENHUBER
  • Energiebilanz der Erzeugung und Verwendung von mineralischen
    Düngemitteln – Stand und Perspektiven
    FRANK BRENTRUP, JÜRGEN KÜSTERS
  • Ökobilanzierung: Energieverbräuche und CO[t62-Emissionen von Pflanzenschutzmitteln
    PETER SALING, DANIELA KÖLSCH
  • Energiebilanzen und Energieeffizienz von organischer und mineralischer Düngung im Ackerbau
    HELMUT DÖHLER
  • Energieeffizienz ökologischer und integrierter Anbausysteme
    KURT-JÜRGEN HÜLSBERGEN
  • Optionen zur Kraftstoffeinsparung im Pflanzenbau
  • Energieeffizienter wirtschaften durch Precision Farming?
    DR. IR. DAAN GOENSE
  • Ermittlung der Energieeffizienz in der Tierhaltung auf der Grundlage von Energiebilanzen
    REINER BRUNSCH, SIMONE KRAATZ, WERNER BERG, CRISTINA RUS
  • Energieaufwand für die Bereitstellung von Grundfutter und Kraftfutter
    GABRIELE MACK, ALBERT ZIMMERMANN, TIM KRÄNZLEIN
  • Heizenergieeinsparung in der Tierhaltung
    WOLFGANG BÜSCHER
  • Elektroenergieeinsparung in der Tierhaltung
    BERNHARD FELLER
  • Energieeffizienz in Abferkelställen durch Erdwärmenutzung
    LUDO VAN CAENEGEM
  • Energiepflanzenanbau unter den Gesichtspunkten von Nachhaltigkeit und Energieeffizienz
    ARMIN VETTER
  • Energie- und Klimagasbilanzen sowie Wirtschaftlichkeit der Strom- und Wärmegewinnung aus dem Grünland
    CHRISTINE RÖSCH, KONRAD RAAB, JOHANNES SKARKA
  • Energieeffizienz bei der Bereitstellung von Biokraftstoffen
    GERHARD MOITZI, GERDA WEINBERGER, JOSEF BOXBERGER
  • Mikrogasturbine und Brennstoffzelle – die energieeffizienten Biogasnutzungen der Zukunft?
    BERND KRAUTKREMER
  • Einfluss der Emissionsoptimierung auf die Energieeffizienz des BHKW
    VOLKER ASCHMANN
  • Abwärmenutzung von Biogasanlagen technisch und ökonomisch
    ANKE NIEBAUM, TEODORA GEORGIEVA, STEFAN NAKAZI, SEBASTIAN WULF, HELMUT DÖHLER

Bezug
KTBL-Bestellservice
Tel.: 06151-700 11 89
Fax: 06151-700 11 23
E-Mail: vertrieb@ktbl.de
Internet: www.ktbl.de

(Vgl. Meldungen vom 2008-01-09 und 2007-08-02.)

Source

Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL), Pressemitteilung, 2008-04-11.

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