Landvolk macht Bioenergie zur eigenen Sache

Bioenergie haben Niedersachsens Landwirte als große Chance für die Zukunft erkannt: Ungefähr 500 Biogasanlagen sind nach Angaben des Landvolks Niedersachsen bereits in Betrieb, weitere 150 bis 200 Anlagen sind in Planung und Bau. Das Potenzial wird vom Verband sogar auf 1.200 bis 1.500 Anlagen geschätzt.

Auf 65.000 Hektar wächst Raps für Biodiesel und Pflanzenöltreibstoff, weitere Zukunftsperspektiven bietet ein Pilotprojekt für ein neues Ethanolherstellungsverfahren, für das ungefähr 800.000 ha Stroh gebraucht werden. Damit werden neue Märkte und Wertschöpfungspotenziale für die Landwirte erschlossen. Dennoch berge die Entwicklung auch einige Gefahren, stellte Landvolkpräsident Werner Hilse kürzlich bei einer Tagung des Verbandes in Verden fest.

Durch gesetzliche Maßnahmen werde der Markt “dramatisch bewegt”, sagte Hilse und kritisierte insbesondere die neuen steuerlichen Regelungen bei Biokraftstoffen. So werde durch den Beimischungszwang zum Mineraldiesel lediglich die Hälfte der vorhandenen Produktionskapazität von Biodiesel gebunden, während der Reinkraftstoff beim vollen Steuersatz wohl nicht mehr gekauft werde.

Auch komme es zu einer zunehmenden Konkurrenz um die Flächen für die Erzeugung von Nahrung auf der einen und von Biomasse zur Energiegewinnung auf der anderen Seite. Dies werde zwar die Wirtschaftlichkeit etwa von Biogasanlagen schmälern, führe aber auch zur erwünschten Marktentlastung. (Vgl. Meldung vom 2006-07-20.)

In der Beratung und Betreuung der Landwirte, aber auch in der Hilfestellung bei der Finanzierung von Bioenergieanlagen sah Hilse ein wichtiges Aufgabenfeld für den Verband. Hoffnung setzte er auch auf die Pflanzenzüchtung. Hier sei beim Energiemais sogar ohne Gentechnik in den nächsten Jahren eine Steigerung der Erträge um bis zu 100 Prozent zu erwarten.

In vielen Bereichen hat der Verband bereits Aktivitäten in diese Richtung angeschoben, so etwa im Gebiet des Kreisverbandes Gifhorn mit der Wittinger Biodiesel in der Form einer Genossenschaft, an der 300 Landwirte beteiligt sind. Dort werden jährlich 46.000 Tonnen Raps zu Pflanzenöltreibstoff und Biodiesel verarbeitet. (Vgl. Meldung vom 2005-04-22.) Allerdings befürchtete auch Geschäftsführer Karl Niebuhr bei den jetzigen festen Steuersätzen einen Ausstieg aus der Reinkraftstoffvermarktung und forderte eine variable Anpassung der Besteuerung nach oben und unten in Abhängigkeit vom Marktgeschehen.

Viel Engagement hat auch der Kreisverband Uelzen bei der Planung einer Produktionsanlage für Biokraftstoffe der zweiten Generation durch die Firma Choren entwickelt und viel Geld in umfangreiche Vorarbeit investiert. (Vgl. Meldung vom 2006-03-23.)

Auf Dienstleistung setzt der Bezirksverband Braunschweig, der Hilfestellung bei der Planung, Genehmigung und Geschäftsführung von Bioenergieanlagen anbietet. Gerade die Hilfe in der Startphase derartiger Anlagen sei nervenaufreibend, aber notwendig, so die Erfahrungen des Bezirksverbandes.

Source

Landvolk Niedersachsen - Landesbauernverband vom 2006-10-04.

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