Koordinierungsbüro für nachwachsende Rohstoffe

Deutschlands größte Feldsteinscheune steht in Bollewick an der Müritz und beherbergt nicht nur die Arbeits- und Ausbildungsinitiative Röbel (BAB), sondern seit März diesen Jahres auch ein “Koordinierungsbüro für nachwachsende Rohstoffe”. Der Büroleiter Jan Hinrich Böttcher, der sich seit ca. zwanzig Jahren mit nachwachsenden Rohstoffen beschäftigt, plant hier eine Modellregion, in der “… alle Institutionen, die Erfahrungen mit nachwachsenden Rohstoffen haben, zusammengefasst werden” sollen.

“Anbau und Erzeugung sind relativ unproblematisch”, erläutert Böttcher die Bereitschaft der regionalen Landwirte zum Anbau von Faserpflanzen wie Hanf oder Leinen. Für den Bereich Verarbeitung und Vermarktung ist eine Pilotanlage zum Aufschluss von Hanfstroh geplant. “Wir werden auf dem Gebiet der Faserpflanzen eine Verarbeitungslinie aufbauen”, so Böttcher, der für die Zukunft ein europäisches Netzwerk gründen will, das Naturfasern zum Thema hat.

So fördert er auch den Erfahrungsaustausch mit dem Nachbarland Polen, wo in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich in Sachen Naturfasern geforscht und experimentiert wurde. Erst kürzlich lud er anlässlich des Bollewicker Ostermarktes, der in der Scheune veranstaltet wurde, die Mitarbeiter des Naturfaserinstituts Poznan zum Erfahrungsaustausch sowie zur Präsentation einer Modellkollektion von Kleidungsstücken aus Flachs/Leinen und Hanf ein. Dazu erklärte die Marketing-Chefin des Instituts, Florisa Malgoschata, ihr Produzentennetz: “Es handelt sich hier um Rentnerinnen oder arbeitslose Frauen, die die von uns gelieferten Fasern zu modischen Kleidungsstücken verarbeiten.” Auch ein kleines Geschäft hat das Institut in Poznan zum Verkauf der Waren eingerichtet.

Neben Fasererzeugern und -Verarbeitern betreut der diplomierte Holzwirt Jan Hinrich Böttcher auch landwirtschaftliche Versuchsfelder, auf denen Leindotter zur Gewinnung von Öl angebaut wird, das eventuell als Motorentreibstoff genutzt werden kann. Die Felder, unter anderem bei Vipperow und Knüppeldamm angelegt, resultieren aus Gesprächen einer Expertenrunde zum Thema “Nachwachsende Rohstoffe”, das in der Bollewicker Scheune stattfand.

Die Initiative, die die Wirtschaftlichkeit von nachwachsenden Rohstoffen aufzeigt, sei laut Böttcher vom Chef der BAB, Bertold Meyer, ausgegangen, der erkannt hatte, dass auf diesem Gebiet etwas passieren muss. “Durch Anbau und Verarbeitung ist es möglich, Arbeitsplätze im ländlichen Raum zu erhalten und neue zu schaffen.” Böttcher hofft darauf, dass sich das Projekt innerhalb von zwei Jahren selbst tragen kann. Bis dahin möchte er das Büro über Infoveranstaltungen und Beratungsleistungen in Bollewick etablieren.

Interessierte kontakten unter
Tel.: 039931/530820

Autorin: Marion Kupfer (nova)
Endredaktion: Michael Karus (nova)
Quelle: Nordkurier-Online vom 10.04. und 12.04.2001.

Source

Nordkurier-Online vom 10.04. und 12.04.2001.

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