Investieren in Holz – Profitable Chance auch für Privatanleger?

Weltweit kaufen Großinvestoren Wald und Forstplantagen auf. So könnten auch Privatanleger an der boomenden Holznachfrage verdienen.

Da staunt selbst der so geduldige, japanische Diplomat: “220 Jahre wächst die Eiche, bis sie Ertrag abwirft”, belehrt Alois Konstantin Fürst zu Löwenstein seinen Gast. Seit dem 15. Jahrhundert gehört Wald zum Stammvermögen des Hauses Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, heute sind es 7.000 Hektar im Spessart und im Odenwald.

“Davon trennen wir uns nicht”, versichert Löwenstein, im Hauptberuf Leiter des Deutschlandgeschäfts der US-Fondsgesellschaft Federated. Denn der Fürst zwischen Baum und Börse weiß: Wald erhält das Vermögen und lässt es wachsen – langsam, aber stabil.

Die Erträge stammen nicht allein aus dem Verkauf des Holzes, auch die Bodenpreise steigen mit der Inflation. Zwar hat Wald im vergangenen Jahrhundert als Rohstoffquelle gegenüber Kohle und Erdöl an Bedeutung verloren, doch jetzt dreht der Trend. Vor allem der steigende Ölpreis belebt die Nachfrage spürbar: Seit Anfang 2005 verteuerte sich der alternative Brennstoff im Schnitt um 50 Prozent. Als Baumaterial, für Möbel und Papier ist Holz ohnehin stets der Renner geblieben.

Bis 2015 dürfte allein die Papiernachfrage um 30 Prozent auf 440 Millionen Tonnen steigen. Was einmal mehr auch an China liegt: Kaum ein Sechstel des Landes ist von Wald bedeckt (weltweit ist es im Schnitt ein Drittel), aber die Landbevölkerung deckt allein 40 Prozent ihres Energiebedarfs mit Holz. Der World Wildlife Fund (WWF) schätzt, das Land könne in gut drei Jahren nur noch die Hälfte seines Bedarfs mit heimischen Hölzern decken.

Aus Investorensicht zeigt sich hier der Charme dieser Geldanlage: Die steigende Nachfrage trifft auf ein Angebot, das sich nicht beliebig ausweiten lässt. Waldflächen sind begrenzt – und bis ein Setzling endlich aus der Schonung lugt, gehen viele Jahresringe ins Land. Zudem werden jährlich rund zwölf Millionen Hektar Tropenwald in landwirtschaftliche Fläche verwandelt oder illegal gefällt. Hinzu kommt der Klimaschutz: Bäume nehmen während ihres Wachstums mehr Kohlendioxid auf, als sie abgeben. Deshalb können Forstunternehmen CO2-Emissionsrechte ausgeben und verkaufen. Daraus winken Zusatzgewinne.

Anleger verdienen an diesem Trend durch direkte Beteiligungen an Forstprojekten oder über den Kauf von Aktien und Zertifikaten. Großanleger in den USA machen vor, wie lukrativ die Holzklasse sein kann: Während Versicherer in Deutschland erst seit wenigen Wochen zumindest über Fonds in Rohstoffe investieren dürfen, ist das bei Institutionellen in den USA längst gängige Praxis. Seit mehr als 30 Jahren dürfen dort Pensionskassen Wald und Forstplantagen kaufen; 18 Milliarden Dollar haben US-Investoren insgesamt im Grünen angelegt. Zu den größten Waldbesitzern weltweit gehören die Stiftungsfonds der Universitäten Harvard und Yale.

GrafikWie es sich für ein ordentliches Investment gehört, gibt es auch einen eigenen Index, den Timberland Property Index, der Forstflächen mit einem aktuellen Marktwert von rund fünf Milliarden Dollar erfasst. Er weist seit 1987 einen durchschnittlichen Wertzuwachs von 15,5 Prozent pro Jahr auf, zwei Drittel davon dank steigender Bodenpreise. Damit stellen die Bäume den US-Aktienindex S&P 500 um gut 30 Prozent in ihren langen Schatten.

Warum nicht gleich ein paar Hektar deutschen Wald kaufen und sich fühlen wie ein kleiner Fürst? Weil Fällen, Pflanzen und Pflegen ein für Privatiers mühsames und teures Geschäft ist und weil sich ein Zwergenwald nicht rechnet.

Uwe Bergold, Chef der Vermögensverwaltung der Vereinigten Sparkassen Neustadt, legte sich vor drei Jahren ein paar Hektar Mischwald in der Oberpfalz zu. “Ich kaufe immer das, was die anderen zunächst nicht wollen”, erzählt Bergold, der zu den renommiertesten Rohstoffexperten in Deutschland zählt. Der Hobbyförster setzt auf Wertsteigerung seines Waldbodens als Inflationsschutz und auf die enge Bindung des Preises für Brennholz an den Ölpreis. Bisher mit Erfolg. Sein Waldbestand ist heute im Schnitt 30 Prozent wertvoller als beim Kauf. Doch der Rohstoffprofi gibt zu: “Das mit dem Wald ist mehr ein Hobby.”

Zu groß sind die Risiken, warnt Diplom-Forstwirt Wilhelm Stölb. “Kaufen und stehen lassen funktioniert nicht, viele unterschätzen den Aufwand, den ein Wald verursacht”, sagt der Profi aus Altdorf bei Landshut. Rasch übersteigen die Kosten den Gewinn aus dem verkauften Holz. Hinzu kommen nervende Forstbehörden, Schädlinge wie der Borkenkäfer und Umweltbelastungen, die den Bestand gefährden – Spezialwissen ist gefragt.

Und Geduld, wenn es deutsche Hölzer sein sollen: Während sich die Eiche 200 Jahre Zeit bis zur vollen Pracht lässt, reichen einem australischen Eukalyptus sieben Jahre bis zur Ernte. Zudem muss der Besitz groß sein, um sich rentabel bewirtschaften zu lassen: “Über den Daumen gelten 1.000 Hektar als Richtgröße”, so Stölb. Dafür wären dann fünf bis zehn Millionen Euro zu zahlen.

Gemeinsam geht‘s leichter. Das Bonner Unternehmen Forest Finance sucht und kauft Waldbestände vor allem in Ostdeutschland, Tschechien und der Slowakei und parzelliert sie in maßgeschneiderte Produkte für Privatanleger. “Derzeit gehören uns rund 600 Hektar, bis zum nächsten Jahr sollen es 6.000 werden”, sagt Geschäftsführer Harry Assenmacher.

Seine wichtigste Anforderung: Es muss binnen einiger Monate eine sogenannte Durchforstung anstehen. So will Forest Finance sicherstellen, dass früh Holz verkauft werden kann – und Anleger schnell die erste Ausschüttung erhalten. Vom Spätherbst an wollen die Bonner ein “Waldsparbuch” anbieten.

“Investoren können dann ab 4.000 Euro ein Stück Wald kaufen, um das sie sich nicht kümmern müssen”, so Assenmacher. Mehr als fünf Prozent Rendite sollen so zu holen sein, sagt er. Zudem wollen die Bonner Anfang 2007 gemeinsam mit einem großen Fondsinitiator einen geschlossenen Waldfonds anbieten.

Bisher waren Holzinvestments für deutsche Anleger vor allem durch die Beteiligung an Edelholzaufforstungen möglich. Wie bei der Berliner Lignum Holding: Ab 3.500 Euro sind Waldfreunde an der Aufforstung von Acker- und Weideflächen in Bulgarien und Brasilien mit Edelhölzern dabei.

In Bulgarien pflanzte der Anbieter 400 Hektar Robinie an, in Brasilien mit einen Partner 54 Hektar Teak. Sechs Millionen Euro sammelte Lignum seit dem Jahr 2000 mit der Aussicht auf zehn Prozent Rendite ein, überwiegend bei Privatanlegern. Abgerechnet wird aber erst 2025.

Ähnlich funktioniert der “Baumsparvertrag” von Forest Finance: Anleger zahlen monatlich 30 Euro ein, davon wird je ein Edelholzbaum in Panama gepflanzt. Wer vor elf Jahren einstieg, bekommt dieses Jahr die erste Ausschüttung. Dabei werden die ursprünglichen Renditeprognosen von zehn Prozent vermutlich übertroffen. “Wir haben für die Hölzer aus der ersten Durchforstung fast doppelt so hohe Preise erzielt wie erwartet”, sagt Assenmacher.

Nicht so gut lief es für Anleger, die ihr Geld dem Schweizer Anbieter Prime Forestry anvertraut hatten. Das Unternehmen meldete im Frühjahr Konkurs an, Anleger müssen wohl den Großteil ihres Einsatzes abschreiben. Sie hatten als Einstandspreis rund 36.000 US-Dollar für einen Hektar frisch gepflanzten Teak bezahlt – das entspricht dem Wert nach rund 20 Jahren Wachstum. Prime Forestry ist nicht der erste Fall, bei dem Investoren mit unrealistischen Gewinnannahmen über den Tisch gezogen wurden.

Das zeigt: Sein Geld in kleine Projekte fern der Heimat zu stecken birgt Risiken. Politische Lage, Unruhen, Naturkatastrophen oder Schädlingsbefall hebeln die schönsten Renditerechnungen aus. Die Weltbank schätzt, dass den waldreichen Ländern der Tropen durch illegalen Raubbau jährlich 15 Milliarden Dollar Steuereinnahmen entgehen.

Trotzdem: Bei seriösen Anbietern bietet der Ansatz, mit nachhaltiger Forstwirtschaft und wertvollen Baumarten eine Nischenstrategie zu verfolgen, Chancen. Wer die Risiken der direkten Beteiligung an Forstprojekten scheut, der sollte den Kauf der Aktien von Unternehmen aus der Holz- und Forstwirtschaft vorziehen.

Das sind zwar nicht in allen Fällen reine Forstinvestitionen, da viele Unternehmen auch nachgelagerte Stufen wie etwa die Produktion von Zellulose oder Baumaterialien besetzen. Dafür bieten Aktien wichtige Vorteile: Sie lassen sich viel leichter wieder verkaufen als Direktinvestments, einige Aktien bieten hohe Dividendenrenditen – und die Anlagesummen sind frei wählbar.

Die wichtigsten Aktien der Branche stecken im Global Timber Index der Schweizer Großbank UBS. Auf diesen Index gibt es bequeme Zertifikate ohne Laufzeitgrenze (ISIN CH0024564863). Von den Dividenden der 15 Indexaktien werden 70 Prozent regelmäßig wiederangelegt, den Rest kassiert die Bank. Der Anteil eines einzelnen Werts im Forstbarometer ist begrenzt auf zehn Prozent, das Gewicht eines Landes auf fünf Aktien. Die Zusammenstellung des Index wird einmal jährlich überprüft.

In der Vergangenheit entwickelte sich der UBS-Timber-Index recht unabhängig von den großen Aktienindizes und Anleihen. Dafür müssen Anleger pro Quartal 0,2 Prozent Managementgebühr zahlen, die Spanne zwischen Kauf- und Verkaufskurs beträgt ein Prozent.

Andere lukrative Anlagealternativen sind folgende Beispiele:

Plum Creek Timber gehört zu den wenigen reinen Holzproduzenten. Das Unternehmen ist der größte private Waldbesitzer in den USA mit mehr als drei Millionen Hektar Land in 18 Bundesstaaten.

Der breit gestreute Landbesitz verhindert, dass Feuer oder Naturkatastrophen den gesamten Baumbestand des Unternehmens zerstören. Für die amerikanische Holzaktie spricht ihre hohe Dividendenrendite von aktuell 4,6 Prozent. In den vergangenen 15 Jahren brachte Plum Creek Timber seinen Aktionären im Schnitt 18,6 Prozent Rendite pro Jahr.

Timberwest Forest ist besonders für konservative Anleger interessant. Die Gesellschaft besitzt im Westen Kanadas 334.000 Hektar Wald. An der Börse notiert Timberwest Forest als sogenannter Income-Trust. Diese kanadische Wertpapiergattung verbindet eine Unternehmensbeteiligung mit einem verzinslichen Gesellschafterdarlehen. Income-Trusts sind verpflichtet, ihren kompletten Cash-Flow abzüglich der Kosten für Instandhaltung und Kapitaldienst sofort an die Anteilseigner auszuschütten.

Auf Unternehmensebene bleiben In-come-Trusts komplett steuerfrei. Sie verlagern die gesamte Steuerpflicht auf die Anteilseigner. In Kanada werden die Barausschüttungen als Einkünfte aus Kapitalvermögen und nicht als gewerbliche Einkünfte angesehen. Folge: Deutsche Anleger müssen in Kanada keine Steuererklärung abgeben. Ist der Zahlstelle die Nationalität des Anteilseigners bekannt, behält sie von den Barausschüttungen 15 Prozent kanadische Quellensteuer gemäß dem Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland ein. Dieser Abzug wird auf die deutsche Steuerschuld angerechnet, wenn sie der Anleger in der Steuererklärung angibt.

Norbord ist der Favorit des kanadischen Researchhauses Jennings Capital. Das kanadische Unternehmen ist einer der wichtigsten Produzenten des vielseitig einsetzbaren Holzwerkstoffs Oriented Strand Board (OSB), einer Art High-Tech-Spanplatte. Die Analysten loben Norbords solide Bilanz, die hohe Dividendenrendite von 4,5 Prozent.

Preiswert wirken auch die australischen Unternehmen Great Southern Plantations, Forest Enterprises Australia und Willmott Forests. Sie notieren nahe ihrer Buchwerte, die Kurs-Gewinn-Verhältnisse liegen aktuell weit unter zehn.

Sino-Forest profitiert von Chinas Waldarmut. Bereits 1994 sicherten sich die Kanadier für 50 Jahre umfangreiche Forstrechte im Süden des Landes. Sino-Forest bewirtschaftet dort auf einer Fläche von 324.000 Hektar Forstplantagen. Die Kanadier bauen schnell wachsende Holzarten wie Pappel und Eukalyptus an – von Beginn an profitabel. Auch das kleine kanadische Unternehmen Cathay Forest Products betreibt Aufforstungen in China.

Mit den richtigen Anlageprodukten im Portfolio stehen die Chancen gut, schon in absehbarer Zeit fürstlich belohnt zu werden – nicht erst in 220 Jahren.

(Vgl. Meldungen vom 2005-10-07 und 2005-08-15.)

Source

Wirtschaftswoche vom 2006-08-06.

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