IACM: Neues bei der 2. IACM-Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin

Etwa 120 Personen nahmen an der Konferenz vom 12. – 13. September an den medizinischen Universitätskliniken Köln, die von der IACM in Kooperation mit der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und der Klinik für Anästhesiologie der Universität Köln organisiert worden war, teil. Die Direktoren beider Kliniken, Dr. Joachim Klosterkötter and Dr. Walter Buzello, nahmen als Vorsitzende bei den Übersichten von Dr. Mechoulam zu den nervenschützenden Eigenschaften der Cannabinoide und von Dr. Di Marzo zur möglichen Verwendung von Medikamenten auf Endocannabinoid-Basis gegen Tumorwachstum teil.
35 Referenten aus den USA, Israel, Spanien, Italien, Großbritannien, den Niederlanden, der Schweiz und Deutschland präsentierten ihre Forschungsergebnisse und Erfahrungen.

Sie finden den vollständigen Tagungsband mit den Vortrags- und Poster-Abstracts auf der IACM-Webseite.

Einige Vorträge beim Kongress:

Cannabis reduziert Schmerzen nach Operationen
Dr. Anita Holdcroft vom Imperial College in London untersuchte die Wirkungen eines kapsulierten Cannabisextraktes bei post-operativen Schmerzen von 57 Patienten mit Dosen von 5, 10 und 15 mg THC. Die Stärke der Schmerzlinderung und die Nebenwirkungen waren dosisabhängig. Dr. Holdcroft begann jüngst mit einer Multicenter-Studie mit 400 Patienten, um einen Cannabisextrakt mit 10 mg THC zu testen. (Vortrag von Anita Holdcroft)

Cannabis lindert Beschwerden von Krebspatienten
In einer offenen Studie an der Lukas-Klinik in Arlesheim, Schweiz, wurden die Wirkungen eines kapsulierten Cannabisextraktes bei 40 palliativen Krebspatienten untersucht. Unter der Leitung von Dr. Silke Helwig sollte die Studie die maximal tolerierte Dosis (MTD) herausfinden, die in einer zukünftigen kontrollierten Studie verwendet werden sollte. Auf der Grundlage der Nebenwirkungen wurde die MTD mit 0,15 mg THC pro kg Körpergewicht bestimmt. 24 Patienten registrierten eine Appetitzunahme, 20 eine Schmerzlinderung und 9 eine Abnahme der Übelkeit. (Vortrag von Martin Schnelle)

Endocannabinoide reduzieren die Herzinfarkt-Ausdehnung
In einer tierexperimentellen Studie fanden Forscher der Universitäten von Cardiff und Cambridge, Großbritannien, heraus, dass das Endocannabinoid Anandamid die Größe eines Herzinfarktes reduziert. Ein möglicher Mechanismus wird über Cannabinoid-1- oder Cannabinoid-2-Rezeptoren vermittelt, jedoch könnten auch andere Mechanismen beteiligt sein. (Vortrag von Willam Ford)

Cannabis verbessert die Nachtsicht
Angeregt durch Berichte von jamaikanischen und marokkanischen Fischer untersuchten Dr. Ethan Russo aus Missoula, USA, und seine Kollegen aus Spanien und Marokko die Wirkungen von THC (Dronabinol) und Cannabis auf die Nachtsicht. Die Studie untersuchte die Ergebnisse einer doppel-blinden Placebo kontrollierten Gabe von 2,5 bis 20 mg THC an einen Teilnehmer und bei drei Teilnehmern vor und nach dem Rauchen von Cannabis. In beiden Testsituationen wurden nach THC und Cannabis Verbesserungen der Nachtsicht gemessen. Es wird angenommen, dass diese Wirkung dosisabhängig ist und von Cannabinoidrezeptoren in der Retina vermittelt wird. (Vortrag von Ethan Russo)

Linderung neuropathischer Schmerzen durch CT-3
Dr. Udo Schneider und Kollegen von der Medizinischen Hochschule Hannover untersuchten die Wirksamkeit von CT-3, ein synthetisches Cannabinoid, bei 12 Patienten mit neuropathischen Schmerzen. Die Schmerzen wurden ohne relevante Nebenwirkungen signifikant reduziert. (Vortrag von Udo Schneider)

THC wirksam bei Spastik von Querschnittsgelähmten
Am REHAB in Basel nahmen 15 Patienten mit Querschnittslähmung an einer doppelblinden placebokontrollierten Studie mit oralem und rektalen THC teil. Die mittlere tägliche Dosis betrug 31 mg bei der oralen Dosis (Dronabinol-Kapseln). THC resultierte in einer signifikanten Reduzierung der Spastik nach einer Einzeldosis von 10 mg THC sowie im Verlaufe von 6 Wochen mit individueller Dosierung. (Vortrag von Ulrike Hagenbach)

Gerauchtes Cannabis reduziert neuropathische Schmerzen bei HIV
Eine Pilotstudie mit 16 Teilnehmern mit anhaltender schmerzhafter HIV-assoziierter Neuropathie trotz Behandlung mit Opiaten wurde an der Universität von Kalifornien in San Francisco durchgeführt. 10 der 16 Teilnehmer erlebten eine mehr als 30-prozentige Reduzierung der Schmerzen nach einer siebentägigen Behandlung mit gerauchtem Cannabis. Eine placebokontrollierte Studie mit einer Zielgruppengröße von 50 wird zur Zeit durchgeführt. (Vortrag von Donald Abrams)

Abkömmlinge von Cannabidiol (CBD) könnten wirksam bei entzündlicher Darmerkrankung sein
Abkömmlinge von CBD wurden an Mäusen hinsichtlich ihrer möglichen therapeutischen Wirkungen bei entzündlichen Darmerkrankungen untersucht. CBD selbst und verschiedene Analoge hemmten die Darmbeweglichkeit. Die Forscher folgerten, dass “CBD-Analoge ohne zentrale Wirkungen ein therapeutisches Potenzial als entzündungshemmende Medikamente für das Magen-Darm-System, mit Anwendung bei Zuständen wie entzündliche Darmerkrankung und Morbus Crohn.” (Vortrag von Ester Fride)

Cannabinoide beeinflussen die Knochenbildung
Nach Forschungsergebnissen an der hebräischen Universität in Jerusalem sind Endocannabinoide bei der Knochenbildung beteiligt. Vorläufer von Knochen bildenden Zellen (Osteoblasten) zeigten eine kontinuierliche Zunahme der Dichte von CB2-Rezeptoren, jedoch nicht von CB1-Rezeptoren. Zudem zeigten Mäuse, die systematisch mit dem Endocannabinoid 2-AG oder dem spezifischen CB2-Agonisten behandelt worden waren, eine dosisabhängige Zunahme der Knochenbildung. Die Forscher nehmen an, dass “Endocannabinoide die Knochenbildung stimulieren.” (Vortrag von Raphael Mechoulam)

Erfolgreiche Verwendung von Dronabinol bei Kindern mit schweren neurologischen Erkrankungen
Acht Fallberichte von Kindern im Alter zwischen 3 und 14 Jahren, die an schweren neurologischen Störungen leiden, inklusive Spastik, Dystonie und Krampfanfälle, wurden vorgestellt. Sie wurden erfolgreich in eine Kinderarztpraxis mit Dronabinol (THC) behandelt. (Vortrag von Rüdiger Lorenz)

Für weitere Fragen:
Dr. Franjo Grotenhermen (IACM)
Tel.: 0221-95 43 92-29
E-Mail: info@cannabis-med.org

Weitere Informationen zur medizinischen Verwendung von Cannabisprodukten im Internet unter: www.cannabis-med.org.

Source

Pressemitteilung der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (IACM) e.V. vom 2003-09-28.

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