Holzhäuser halten Feuer länger stand

Die hohe Feuerwiderstandsdauer einer Holzbalkendecke hat bei dem verheerenden Brand in der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar noch Schlimmeres verhindert. “Diese Decke hat uns gerettet”, sagte Hellmut Seemann, Präsident der Stiftung Weimarer Klassik, in der Neuen Zürcher Zeitung nach dem Brand im September 2004. Die solide Holzbalkenkonstruktion, eine so genannte Mann-an-Mann-Decke, hielt der Hitze und den Flammen stand.

Holz brennt zwar, aber nur sehr langsam und berechenbar. Daher fühlt sich die Feuerwehr in einem Holzhaus wohler als in anderen Gebäuden. Prof. Dr. Stefan Winter, Ingenieur und Holzbauexperte, dazu: “Ich baue mit Holz, weil es sicher ist. Es entflammt viel schwerer als die meisten anderen Materialien in unseren Wohnungen und Häusern.”

Holz besteht aus einer Vielzahl von Zellen, deren Wände aus Cellulose, Lignin und Polyosen aufgebaut sind. Es enthält außerdem Wasser, diverse Spurenelemente und hat nur eine geringe Wärmeleitfähigkeit. Wenn es Feuer fängt, tritt Wasserdampf aus. Es bildet sich eine Kohleschicht auf der Holzoberfläche, die isolierend wirkt. Indem das Holz an seiner Außenseite verkohlt, wird eine weitere Sauerstoffzufuhr ins Holzinnere verhindert und das Feuer erlischt – sofern nicht ständig weiter Energie zugeführt wird. Damit schützt sich das Holz selbst vor der völligen Zerstörung. Durch diese physikalischen Eigenschaften behält eine Gebäudetragkonstruktion aus Holz auch unter hohen Temperaturen lange Zeit seine Festigkeit.

Ein Holzbalken hält dem Feuer länger stand als zum Beispiel ein ungeschützter Stahlträger. Auch Holzfenster schützen im Brandfall besser als Fenster aus Kunststoff. Das haben Untersuchungen und Brandversuche ergeben. Während Thermoplaste bereits bei 110 bis 130 Grad Celsius zerfließen, kann Holz Temperaturen von über 200 Grad standhalten. Das bedeutet: Ein Kunststoffrahmen verformt sich viel schneller als ein Holzrahmen. Dadurch bersten auch die Scheiben früher und Sauerstoff kann eindringen.

“Moderne Holzhäuser erfüllen nicht nur die gesetzlichen Brandschutzanforderungen, sie können mehr! Sie weisen einen Feuerwiderstand von 30 bis 60 Minuten auf und übertreffen damit zum Teil die Vorgaben der Bauordnungen für Ein- und Zweifamilienhäuser”, so Prof. Winter, der an der Technischen Universität München einen Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion inne hat.

Brandrisiko hängt nicht vom Konstruktionsmaterial ab
Darüber hinaus belegen weltweite Untersuchungen und Statistiken, dass die Verwendung von Holz als Baumaterial das Brandrisiko nicht erhöht. “Das Brandrisiko hängt nicht vom Konstruktionsmaterial eines Hauses ab, sondern von der Innenausstattung, vom Alter und Verhalten der Bewohner und vom Zustand der Elektroinstallationen. Das Brandentstehungsrisiko ist erwiesenermaßen in allen Gebäuden gleich – unabhängig vom Konstruktionsmaterial”, erläutert Winter.

Tragende Bauteile aus Holz werden in der Regel mit feuerhemmenden Materialien wie Gipsplatten bekleidet. Dadurch sind die Oberflächen der Wände nicht brennbar. Hinzu kommt, dass Holzkonstruktionen vollgedämmt und luftdicht sind. Das vermindert Hohlraumbrände und die Ausbreitung von Brandgas. Ein Wohnungsbrand in einem Holzhaus beschränkt sich häufig auf ein Zimmer bzw. auf den Bereich, wo das Feuer ausgebrochen ist.

Bis zu fünf Geschosse in Holzbauweise erlaubt
Der technische Fortschritt mit der Entwicklung von modernen feuerhemmenden Holzkonstruktionen und die vielen positiven Erfahrungen mit Holzgebäuden haben beim Gesetzgeber zu einer Neubewertung von Holz geführt: Die Musterbauordnung lässt künftig bis zu fünfgeschossige Gebäude in Holzbauweise zu. Die Versicherungsprämien für Holzhäuser wurden vielfach auf das übliche Niveau gesenkt. In der Schweiz sind seit diesem Jahr sogar Holzbauten bis zu sechs Geschossen und Fassadenbekleidungen aus Holz bis zu acht Geschossen erlaubt. Das Tragwerk von Gebäuden ab drei Geschossen muss einen Feuerwiderstand von mindestens 60 Minuten gewährleisten.

“Wer Holz als riskant einstuft, tut dem Material Unrecht”, so Winter. Der Ingenieur und Wissenschaftler hält Holz für einen der sichersten und zukunftsfähigsten Baustoffe überhaupt. Mit dieser Meinung steht er nicht allein, wie der steigende Marktanteil von Ein- und Zweifamilienhäusern in Holzbauweise belegt. Zwischen 1991 und 2002 hat er sich von 7,5 auf knapp 15 Prozent verdoppelt. Auch öffentliche und gewerbliche Bauträger entdecken die Leistungsfähigkeit des natürlichen Baustoffs. Immer mehr Schulen, Kindergärten, Bürogebäude und Messehallen werden aus Holz gebaut.

Mehr Informationen und Serviceangebote unter www.infoholz.de.

Kontakt:
Holzabsatzfonds
Lars Langhans
Pressesprecher
Godesberger Allee 142-148
53175 Bonn
Telefon : 0228-308 38-38
E-Mail: lars.langhans@holzabsatzfonds.de

Simone Zeuner
Telefon : 02 28-3 08 38-19
E-Mail: simone.zeuner@holzabsatzfonds.de

Source

Pressemitteilung des Holzabsatzfonds vom 2005-08-16.

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