Heu und Vliesstoffe für den Erdbau aus Sachsen

Strickleiterartige Gitter aus Chemnitz kommen bei Straßenprojekten zum Einsatz

Chemnitz (dpa). Geotextilien sächsischer Forscher werden in vielen Ländern für die Stabilisierung von Böschungen an Straße, Schiene oder Ufer verwendet. “In den letzten zwei Jahren befassten wir uns vorwiegend mit dem Einsatz von Heu und Vliesstoffen für derartige Zwecke”, sagt Abteilungsleiter Rolf Arnold vom Sächsischen Textilforschungsinstitut e.V. (stfi) in Chemnitz. Gemeinsam mit Firmen und Universitäten aus Sachsen und Thüringen entstanden Geomatten und supergrobe Gitter, die steilen Flächen sowie Pflanzen Halt geben sollen.

“Diese Textilien, für die wir zum Beispiel mit der Technischen Universität Chemnitz eine entsprechenden Wirkmaschine entwickelten, sollen das Abrutschen von Erde vermeiden, Regen speichern und überschüssiges Wasser verzögert ableiten. Bäume und Sträucher wachsen besser an”, erläutert der Leiter der Abteilung Gewirke/Gewebe. Wenn es um die dauerhafte Stabilisierung besonders steiler Hänge geht, werden auch hochfeste synthetische Industrieabfälle wie zum Beispiel Vliesstoffstreifen mit eingesetzt.

Doch der Trend gehe zu verrottbarem Material. “Wir haben zum Beispiel erfolgreich den Einsatz von Bergwiesenheu geprüft. Partner des Forschungsprojekts war dabei der Landschaftspflegeverband Thüringer Wald”, sagt der Ingenieur. “Aus Heu fertigten wir armstarke Stränge, die zu strickleiterartigen Gittern oder Matten verarbeitet wurden.” Beim Bau von Waldstraßen in Thüringen wurden sie getestet. Ein Großversuch laufe derzeit bei einem Straßenprojekt in Chemnitz.

Für diese Idee begeisterte sich auch der Landschaftsgestalter Gerhard Schmidt aus dem thüringischen Langenbach bei Hildburghausen. Er wird mit dieser am Institut entwickelten Maschine von November an Heuseile produzieren und selbst verarbeiten. Mit so einer Anlage wird bereits seit zwei Jahren in Thüringen nicht verspinnbare Wolle von Rhönschafen zu einem Dämmstoff für den Hausbau verarbeitet.

Chemnitzer Textilforscher haben auch in Dubai für Furore gesorgt. “Dort testen wir seit dem Vorjahr Bewässerungsmatten aus Vliesstoff, um sozusagen die Wüste zum Blühen zu bringen”, erklärt Arnold.

Künftig will sich das Chemnitzer Institut verstärkt Geogewirken zuwenden, die unter anderem mit Draht kombinierbar sind. “Damit könnten beispielsweise einmal Felsböschungen an Autobahnen gesichert werden, die zur Zeit noch von Stahlnetzen gehalten werden”, sagt Rolf Arnold.

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dpa-Meldung vom 2004-08-01.

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