Hessen: Hanfanbau bald auch im großen Rahmen?

Problemfaktor ist die Faseraufbereitung

Im Jahr 2002 wurde bundesweit auf 3.000 Hektar Ackerfläche Hanf angebaut. Dies ist um so beachtlicher, als die Europäische Union in den letzten Jahren ihre Flächenbeihilfen für Hanf reduziert hat.

Hessen stand allerdings mit bisher lediglich 57 Hektar von seinen 480.000 Hektar Anbauflächen im Abseits. Das soll sich nun ändern: Nach Angaben von Lisa Küpper, Geschäftsführerin der nordhessischen Entwicklungsgruppe Kellerwald-Edersee, sollen nach einem erfolgreichen Testanbau nun 1.000 Hektar angebaut werden. 14 Landwirte starteten bereits zwei Jahre zuvor in der Region mit zunächst 32 Hektar Versuchsanbau. Nicht zuletzt die mittlerweile viel versprechenden Marktchancen für die Naturfaser lassen gute Prognosen für einen Anbau im großen Rahmen zu. Impulse erhofft man sich auch vom “Kompetenzzentrum für Bio-Rohstoffe”, das im nordhessischen Witzenhausen entstehen und unter anderem auch die Chancen für hessischen Hanf ausloten soll.

Das nova-Institut hat jüngst in einer Studie aufgezeigt, dass in der deutschen und österreichischen Autoindustrie im Jahr 2002 bereits 2.200 Tonnen Hanf verarbeitet wurden, hauptsächlich für Tür- und Kofferraumauskleidungen (vgl. Meldung vom 2003-02-05). Das ist sieben Mal mehr Hanfverwertung beim Auto als noch 1999. Tendenz stark steigend.

Auch beim Hausbau wird Hanf zunehmend als Baustoff verwendet. Das Bundesministerium für Landwirtschaft gibt im Rahmen einer neu erlassenen Förderrichtlinie Zuschüsse von bis zu 40 Euro pro Kubikmeter Dämmstoff, wenn nachwachsende Rohstoffe verwendet werden (vgl. Meldung vom 2003-07-24). Hermann Hansen von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe ist optimistisch: “Das wird einen erheblichen Nachfrageschub auch für Hanf auslösen.”

Grundsätzlich also grünes Licht auch für Hanf in Hessen – allerdings bleibt der Faseraufschluss ein Problemfaktor, denn über eine Faseraufschlussanlage verfügt Hessen bislang nicht. Und ohne Faseraufbereitung lassen die Transportwege ein größeres Anbauprojekt schnell unwirtschaftlich werden. Eine Machbarkeitsstudie soll nun die ökonomischen Aspekte des hessischen Hanfprojekts beleuchten.

Kontakt:
Entwicklungsgruppe Kellerwald-Edersee e.V.
Ratzeburg 1
34549 Edertal-Affoldern
Tel.: 05623-97344-0
E-Mail: kellerwaldverein@t-online.de
Internet: www.entwicklungsgruppe-kellerwald-edersee.de

Source

Frankfurter Rundschau vom 2003-08-23 und www.sonnenseite.com vom 2003-08-25.

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