Grüne Architektur: US-Startup will Häuser aus Hanf bauen

Crowdfunding für Schule, die komplett aus Hanfbeton gebaut und mit Hanfmatten gedämmt ist

Häuser aus Nutzhanf – diese Parole haben sich zwei US-Nachwuchs-Architekten auf die Fahnen geschrieben. Mit ihrem Unternehmen Hempitecture möchten Matthew Mead and Tyler Mauri möglichst viele Gebäude aus Hanfbeton bauen.

In den USA stoßen sie damit allerdings auf große rechtliche Hürden. Denn bisher erlauben nur neun Bundesstaaten den Anbau von kommerziellem Nutzhanf. Der Rohstoff wird fast vollständig importiert und das macht ihn teuer.

Per Crowdfunding-Kampagne werben Mead und Mauri nun auf Kickstarter für die Finanzierung ihres ersten Projekts: eine Schule, die komplett aus Hanfbeton gebaut und mit Hanfmatten gedämmt ist. In dem Gebäude im Bundesstaat Idaho, wo auch Hempitecture seinen Sitz hat, sollen Workshops für Jugendliche und Erwachsene rund um das Thema Nachhaltigkeit stattfinden. Mead and Mauri hoffen auf Spendengelder von umgerechnet 20.000 Euro.

Hanf als Multitalent

Doch die Mission der Jung-Unternehmer geht weiter. Sie wollen ihre Mitbürger über die vielfältigen Nutzen von Hanf informieren. Tatsächlich ist die Pflanze mit den unverkennbar langen schmalen Blättern ein echtes ökologisches Multitalent. Sie wächst schnell und fast überall, braucht weniger Wasser als Baumwolle und auch weniger Dünger. Viele Produkte wie beispielsweise Kleidung, Öle und Papier werden dank Nutzhanf nachhaltiger.

Weniger bekannt ist, dass Hanf auch als ökologischer Baustoff einiges zu bieten hat. Die Stengel der Pflanze werden zum Beispiel Beton und Mörtel beigemischt. Und die Hanffasern lassen sich zu Matten weben, die sich dann zur Wärmedämmung von Dächern und Wänden eignen.

Vollkommen absurd sei das Anbau-Verbot in den USA, finden Mead and Mauri. Dabei sei schon George Washington – der erste Präsident der Vereinigten Staaten – ein Befürworter von Hanf und passionierter Hanfgärtner gewesen. So jedenfalls besagt es die Legende.

Bisher verhindert die US-Drogenbehörde die Legalisierung von Nutzhanf

In den meisten europäischen Ländern ist der Anbau von Nutzhanf legal, seit 1996 mit Genehmigung auch in Deutschland. Die Pflanze als Zier im Zimmer oder auf dem Balkon zu züchten, ist hierzulande allerdings verboten.

Aus schierem Unwissen würden viele US-Amerikaner die Hanfpflanze mit Haschisch oder Marihuana gleichsetzen, kritisieren Mead und Mauri. Zu Unrecht: Denn die zur kommerziellen Nutzung angebauten Hanfpflanzen haben nur einen winzigen Gehalt an Tetrahydrocannabinol (THC) und sind somit als Drogenlieferant ungeeignet.

Auch in Deutschland gibt es Vorbehalte

In Deutschland steckt der Einsatz von Nutzhanf als ökologischem Baustoff noch in den Kinderschuhen. Der Marktanteil der nachwachsenden Rohstoffe im Bereich Wärmedämmung von Gebäuden liegt bei rund sieben Prozent. Nutzhanf hat davon einen Anteil von rund einem Prozent, schätzt Hans-Jörg Gusovius vom Leibniz-Institut für Agrartechnik in Potsdam-Bornim.

„Im Baumarkt muss man schon ganz gezielt nach Hanfmatten zum Dämmen fragen“, sagt Gusovius, der seit mehreren Jahren zu Nutzhanf forscht.

Letzendlich ist der entscheidende Faktor aber auch der Preis. Herkömmliche Baumaterialien wie Styropor oder andere Kunststoffe seien in der Herstellung zwar enorm energieintensiv, meistens jedoch günstiger, erklärt Gusovius. „Wir müssen weiter daran arbeiten, dass nachhaltige Rohstoffe wie Nutzhanf auch als Baumaterial wettbewerbsfähig werden”, meint der Forscher. Das tun derzeit auch Initiativen wie Hemp Architecture, die Designer, Materialforscher und Architekten vereint.

Viel Arbeit hat auch das Startup Hempitecture vor sich. Von Idaho aus planen Mead und Mauri eine großangelegte Info-Kampagne in mehreren US-Bundesstaaten zu den Vorteilen von Nutzhanf. Es soll schließlich nicht bei einem Haus aus Hanfbeton bleiben.

Sehen Sie hier das Video zur Crowdfunding-Kampagne von Hempitecture

Author

Nora Marie Zaremba

Supplier

Hempitecture
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. (ATB)

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