Färberpflanzen: Eine ganz natürliche Liaison

Auf knapp zehn Hektar baut die Agrargenossenschaft Dürrenhofe die Färberpflanzen Krapp und Färber-Resede an. Während der goldgelbe Farbstoff der Resede aus den oberen Pflanzenteilen gewonnen wird, steckt beim Krapp das rotbraune Pigment in der Wurzel. Diesem Feldanbau ging eine langjährige pflanzenbauliche Vorarbeit auf den Versuchsfeldern des brandenburgischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Landwirtschaft in Güterfelde bei Potsdam voraus.

Die Federführung hierfür lag in den Händen von Lothar Adam. Ihm liegt bei dem Reaktivierungsprojekt des Färberpflanzenanbaus innerhalb einer nachgeschalteten textilen Kette, das von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe finanziell unterstützt wird, besonders die Einbindung der Landwirte in der vertikalen Zusammenarbeit am Herzen.

 Faerberpflanzen

„Naturfaser mit einheimischen Pflanzenfarben zu färben, ist eine Produktidee, die wir als Chance für regionale Partner sehen. Deshalb wollen wir unbedingt auch die Landwirte in Brandenburg mit einbinden“, sagt Adam. „Auch wenn es landbaulich schon ziemlich gut läuft, wollen wir auf gar keinen Fall etwas überstürzen. Denn das Endprodukt pflanzengefärbte Naturtextilien muss sich erst langsam am Markt entwickeln“, warnt Adam aber vor Aktionismus.

Zwar stehe das Netzwerk aus Landwirten, Extraktionsunternehmen, Färber, Ausrüster und Stoffhändler inzwischen, doch müsse der Markt erst noch vorsichtig abgetastet werden, um wirklich den Sprung zur Serienproduktion wagen zu können, sagt Adam.

„Die Extraktion von Pigmenten entsprechend industrieller Standards ist heute kein Problem mehr“, erklärt Ulla Eggers vom Naturfarbenhersteller Livos in Wieren. „ Aber bisher sind die Aufträge für Textilfarben noch zu klein, um wirklich auf einen grünen Zweig zu kommen“, meint die Biochemikerin vom bundesdeutschen Marktführer. Wenn morgen Textilgiganten wie Otto oder C & A bei der Textilfirma Spremberger Tuche, die im geförderten Projekt die Pflanzenfarben auf Hanf und Leinen aufträgt, 100.000 Meter naturgefärbten Leinenstoff bestellen würden, stünden „just in time“ keine ausreichenden Farbmengen aus Krapp und Resede zur Verfügung.

„So eine Order könnten wir daher nicht sofort bewältigen“, räumt Mitarbeiter und Naturtextilexperte Horst Kuhlee ein. Allerdings ist das in diesem Projektstadium auch gar nicht das Ziel. Wichtig war es, anhand der Farbtests zunächst einmal zu beweisen, dass ein Färben von Naturtextilien mit Pflanzenpigmenten an großtechnischen Anlagen funktioniert. „Früher gab es mit Pflanzenfarben immer Ärger, weil die Pigmente zu groß oder zu klein waren“, erklärt Kuhlee, „diese Probleme haben wir aber praktisch gelöst.“

Produktionstechnisch ist also alles startklar. Fehlt nur noch ein neues Image für die nach wie vor absatzschwachen Naturtextilien, zumal pflanzengefärbte. Doch sieht zumindest Ulla Eggers von Livos eine neue Welle am Modehorizont. „Im nächsten Frühjahr will man auf den Modetagen in Florenz auch Markenartikel in Naturtextilien präsentieren. Und in England gibt es einen Trend zu historischen Modethemen aus Naturstoffen mit Pflanzenfarben“, ist sie hoffnungsfroh. „Die waren sogar schon in der Zeitschrift VOGUE zu bestaunen.“

Wenn nur fünf Prozent aller Textilfarben aus Pflanzen hergestellt würden, so Eggers weiter, dann wäre die hiesige Landwirtschaft mit dem Anbau von Waid, Krapp, Resede, aber auch Färberknöterich im großen Stil beschäftigt. Das käme sicherlich auch der brandenburgischen Textilkette zu Gute.

Allerdings suchen ihre Akteure neben dem sensiblen, unbeständigen Modebusiness nach Marktsegmenten, die nicht so sehr dem modischen Diktat unterworfen sind. Berufskleidung für Mitarbeiter von Fast-Food-Ketten oder Tankstellen wären Bereiche, wo sich die Promoter für Pflanzengefärbtes gute Chancen ausrechnen. Solche Unternehmen könnten mit peppigem, „Natur purem“ Look ihr Umwelt-Image kräftig aufpolieren. Und Brandenburgs Felder würden wieder ein Stück bunter werden.

(Anm. d. Redaktion: Den vollständigen Artikel zum Thema Färberpflanzen „Eine ganz natürliche Liaison“ von Dierk Jensen findet man im Magazin energie pflanzen Ausgabe 4/2002).

Source

Magazin energie pflanzen Ausgabe 4/2002).

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