Fachtagung: “Brandenburgs schönste Buchenwälder”

Auf einer bundesweiten Fachtagung in Chorin bei Eberswalde werden heute und morgen Bewirtschaftungskonzeptionen und Waldbaurichtlinien für Brandenburgs wertvollste Buchenwälder vorgestellt. Die Veranstaltung bildet den Abschluss des vom Bundesumweltministerium über drei Jahre geförderten Projekts zur naturschutzgerechten Bewirtschaftung dieser Wälder. “Erarbeitet wurden Bewirtschaftungsstandards, die uns helfen, Deutschlands schönste Buchenwälder zu nutzen und zu schützen.”

Rund 200 Gäste und Experten aus ganz Deutschland nehmen an der Tagung teil, die die Landesanstalt für Großschutzgebiete (LAGS) als Projektträger und das Agrar- und Umweltministerium Brandenburg gemeinsam ausrichten.

“Buchenwälder sind nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU besonders zu schützen”, so Birthler bei der Eröffnung der Tagung. “Aber die Buche hat auch als nachwachsender einheimischer Rohstoff in der holzverarbeitenden Industrie einen guten Ruf. Deshalb kommt es mir darauf an, dass für das Land und die privaten Waldbesitzer praxisnahe Lösungsvorschläge für die Holzernte bei gleichzeitiger Beachtung der Naturschutzbelange herauskommen.” Kooperationspartner sind außerhalb Brandenburgs das Bundesamt für Naturschutz als Behörde des Bundesumweltministeriums sowie aus Mecklenburg-Vorpommern das Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete.

Waldbauliche Forderungen
Im Rahmen des mit 400.000 € geförderten Forschungsvorhabens wurden zwölf Wirtschaftswälder und acht aus der Nutzung entlassene Totalreservate (Referenzflächen) in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern vergleichend untersucht.

Es ist die umfassendste Studie, die bisher in Tiefland-Buchenwäldern erarbeitet wurde. Biologen, Planer und Förster stellten fest, worin genau sich Wirtschaftswälder von naturbelassenen Buchenwäldern unterscheiden und welche Arten und Strukturen den Wirtschaftswäldern fehlen. Daraus wurden waldbauliche Forderungen und Regeln abgeleitet, mit deren Hilfe die den natürlichen Wäldern eigene Flora und Fauna auch im Wirtschaftswald dauerhaft überleben kann. Dazu gehören Vorgaben für die Menge des im Wirtschaftswald zu belassenden Totholzes, den anzustrebenden Durchmesser der zu nutzenden Bäume sowie die Anzahl an Bäumen, die dem natürlichen Altern überlassen werden sollen. Die Landesforstverwaltung Brandenburg hat bereits wesentliche Ergebnisse des Forschungsprojekts in ihre neuen Waldbaurichtlinien einfließen lassen.

Einmalige Buchenwälder
Buchenwälder sind aus globaler Sicht eine der großen Besonderheiten Deutschlands. Sie haben weltweit nur ein sehr kleines Verbreitungsgebiet, das etwa von Nordfrankreich, Südengland und Südschweden über Deutschland bis auf den Balkan reicht. Deutschland deckt etwa ein Viertel des Weltverbreitungsgebiets ab und ist damit das Kernland des Buchenwaldareals. Buchenwälder kommen im Berg- und Hügelland sowie im Tiefland vor. Die bedeutendsten Naturwälder im Tiefland sind die “Heiligen Hallen” bei Feldberg (Mecklenburg-Vorpommern) und der “Faule Ort” im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin.

Durch Waldrodung und Umwandlung in Nadelholzforsten sind die Buchenwälder in Deutschland auf nur noch 8 Prozent ihres ursprünglichen Bestands zusammengeschrumpft. Davon ist nur ein kleiner Teil älter als 160 Jahre. Buchen können im Tiefland 350 bis 400 Jahre alt werden. Weniger als ein Tausendstel der Buchenwaldfläche ist als wirklich naturnah anzusehen und damit ohne Nutzung der natürlichen Entwicklung überlassen.

Seltene Tierarten
In den heimischen Buchenwäldern ist mit allein 750 holzbewohnenden Käferarten und über 300 holzbesiedelnden Pilzarten zu rechnen.

Viele spezialisierte und hochgradig bedrohte Tierarten kamen ursprünglich überwiegend oder ausschließlich in Buchenwäldern vor und sind heute selten. Dazu zählt in Deutschland beispielsweise der Mittelspecht mit noch etwa 20 Prozent des Weltbestands oder der Körnerbock, ein etwa 7 Zentimeter langer, in mächtigen Buchen-Ruinen lebender Großkäfer, der in Norddeutschland nur noch in einem winzigen Reliktgebiet in der Schorfheide gefunden wurde.

© www.holz.de 2003

Source

www.holz.de vom 2003-11-26.

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