Energienutzung von morgen – Technologie und Ökologie in Einklang bringen

Bioökonomie als Zukunftsmarkt?

Das Bundeskabinett hat Anfang November 2010 eine Forschungsstrategie in die Wege geleitet, welche künftig helfen soll, dem Welthunger sowie dem Klimawandel entgegenzuwirken. Das Fundament der Idee stellt die Errichtung einer bio-basierten Wirtschaft dar. Dabei spielt der richtige Umgang mit Biomasse eine entscheidende Rolle.

Die neu beschlossene Methode wurde unter der Bezeichnung “Nationale Forschungsstrategie Bioökonomie 2030” vorgestellt. 2,4 Milliarden Euro ist sie der Bundesregierung wert. Ein wichtiges Ziel ist neben der Förderung von bio-basierten Lebensmitteln, die Optimierung der energetischen Nutzung durch Entwicklung bio-basierter Energieträger. Um dieses Ziel zu erreichen, soll Biomasse grundsätzlich in alle industriellen Prozesse integriert werden. Die beschlossene Strategie verursacht jedoch ein geteiltes Echo. Stellt die geplante Errichtung einer Bioökonomie tatsächlich den ultimativen Lösungsansatz dar?

Energienutzung von morgen – Technologie und Ökologie in Einklang bringen
Das Hauptziel der Bundesregierung ist, “eine am natürlichen Stoffkreislauf orientierte, nachhaltige bio-basierte Wirtschaft” zu errichten. Diese solle die Ökosysteme nicht belasten und verantwortungsvoll mit den knappen natürlichen Ressourcen zur Energiegewinnung umgehen. Das wirtschaftliche Geschehen müsse sich ferner von einer ölbasierten hin zur bio-basierten Ökonomie bewegen. Durch den verstärkten Einsatz von Biomasse, unter anderem als Basis künftiger Energieversorgung, sollen die wirtschaftliche Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands verbessert und die Ressourceneffizienz erhöht werden.

Die Bundesregierung erhofft sich von dem Milliardenprogramm Beiträge zur nachhaltigeren Rohstoff- und Energieversorgung. Geplant werden zudem Forschungsarbeiten zu Erdöl-Alternativen zur industriellen Nutzung von Biomasse oder Zuchtprogramme zur Anpassung von Pflanzen an den Klimawandel.

Die Bedeutung von Biomasse
Mit insgesamt 69 Prozent leistet Biomasse einen erheblichen Beitrag zur Endenergie aus erneuerbaren Quellen. Den Daten der Bundesregierung zufolge kommen über 90 Prozent der regenerativen Wärme aus Biomasse, vor allem Holz. Ferner ist die Biomasse im Kraftstoffsektor die derzeit einzige regenerative Quelle. Dennoch: Deutschlands Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus Importen ist nach wie vor sehr groß: Beim Mineralöl besteht sie zu 97 Prozent, beim Erdgas zu 83 Prozent und bei der Steinkohle zu 61 Prozent. Der “Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie 2030” zufolge spiele Biomasse die entscheidende Rolle für die Energieversorgung der Zukunft. Deshalb plant man, die Forschung an der Optimierung von Kraft-Wärme-Kopplung sowie der Herstellung Biomethans aus der Vergasung von Biomasse schnell voranzutreiben. Ziel der Forschungsanstrengungen ist es außerdem, die Wirtschaftlichkeit der Verfahren zu ermöglichen bzw. zu verbessern sowie die Ressourceneffizienz und Umweltverträglichkeit zu steigern.

Geteiltes Echo
Seitens der Chemie- und Agrarwirtschaft hat das neue Programm der Bundesregierung viel Lob geerntet. Auch der deutsche Bioökonomierat zeigte sich zufrieden über die beschlossenen Ziele. Bio- und Umweltverbände hingegen warnen vor überhöhten Erwartungen an den Anbau von Energiepflanzen und kritisieren die einseitige Ausrichtung der Forschungsstrategie auf Biomasse. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) beispielsweise bemängelte die fehlenden Lösungsansätze zur Bewältigung neuer Landnutzungskonflikte infolge eines forcierten Biomasse-Anbaus. “Wer mehr Biomasse anbauen will, muss auch sagen, wo dann Nahrungspflanzen angebaut werden sollen”, so Steffi Ober, Referentin für Agrogentechnik und Biodiversität beim NABU. Kritisiert wird zudem, dass bei der Ausarbeitung der Forschungsstrategie weder Umweltexperten, noch Sozialwissenschaftler oder das Parlament gehört wurden.

Biomasse als Energieträger der Zukunft wird auch seit längerem vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) beanstandet. Der Vorwurf: Den Großteil der Biomasse macht Holz aus, das in Form von Stückholz, Pellets oder Hackschnitzeln verbrannt wird. Für den verstärkten Einsatz von Biomasse müssten die bisher ungenutzten Reststoffe aus Wald- und empfindlichen Naturschutzflächen hinzugezogen werden. Dies könnte gerade für das Klima und die Umwelt katastrophale Auswirkungen haben, wie die regelmäßigen Ausrodungen von Regenwäldern bereits bewiesen haben.

Source

Energieverbraucher-Portal, 2011-01-12.

Supplier

Bioökonomierat
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Nachhaltigkeitsrat

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