Einjahrespflanzen ersetzen Holz in Spanplatten

Holzwerkstoffindustrie findet biologische Alternativen zu Holz – Entwicklung beweist den Willen zur verantwortungsvollen Rohstoffnutzung

Die fortlaufende Verknappung insbesondere von Nadelholz auf den europäischen Märkten und die damit verbundene Beschaffungskostenspirale lässt die deutsche Holzwerkstoffindustrie nicht ruhen. Sie ist intensiv um Alternativen zum Rohstoff Holz bemüht. Mehr noch: erste Produkte, die bis zu einem Drittel aus schnell wachsenden Einjahrespflanzen anstelle von Holz bestehen, sind bereits verfügbar. Werden die für Möbelindustrie und Handwerk unentbehrlichen Platten demnächst unter dem Oberbegriff “Biomassewerkstoffe” geführt werden?

Die neue Generation von biologischen Werkstoffen lässt sich genauso gut be- und verarbeiten, ist aber leichter und verbraucht damit bei Transport und Einbau weniger Energie. Nach der Erprobung von Hanf, Stroh oder Miscanthus (“Chinaschilf”) nutzt ein Anfang des Jahres vorgestelltes Produkt erneut Pflanzen, die innerhalb eines Sommers wieder vollständig nachwachsen und nahe der Produktionsstätte in großen Mengen zur Verfügung stehen.

Aus verordneter Not und lebendigem Forschergeist geboren
Seit Jahren schon beklagt der Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V. (VHI) dass zuviel frisches Waldholz direkt in immer mehr Biomasseanlagen verbrannt wird, ohne es zuvor als Baumaterial und für Möbel zu verwenden. Im vergangenen Jahr rief er dann mit elf Partnerorganisationen die Initiative “Holz verantwortungsvoll nutzen” ins Leben. Diese prangert die ungezügelte Holzvernichtung mit staatlichen Subventionen an und hält mit Erfolg eine öffentliche Diskussion um diese verfehlte Förderpolitik in Gang. Sie fordert die Politik auf, die Weichen hin zu dem Recyclingstandort Deutschland endlich richtig zu stellen.

Beim Klagen und Anprangern aber ließ es der Branchenverband in den letzten fünf Jahren nicht bewenden. Er unterstützte Forschungsvorhaben, die Auswege aus der sich zuspitzenden Versorgungssituation weisen.

“Der VHI wollte nicht erleben, wie seine Mitgliedsunternehmen ihre Werke in Deutschland schließen und in den rohstoffreicheren Osten abwandern”, begründet VHI-Geschäftsführer Dr. Peter Sauerwein die Zusammenarbeit mit Instituten und Wissenschaftlern. Ganz im Zeichen eines effizienteren Einsatzes von Holz standen dabei wissenschaftliche Untersuchungen zur Holznutzung in einer Kaskade – erst stofflich, dann energetisch (“cradle to cradle”)1. Der Verband arbeite an Studien mit, um die förderpolitischen Rahmenbedingungen besser auszutarieren, zur Sicherung der Versorgungs- und Beschäftigungslage in der Holzindustrie und um das Klima zu schützen2. Ferner gab er Studien in Auftrag, um zu ermitteln, welche alternativen Faserrohstoffe anstelle von Holz unter entsprechenden ökologischen und ökonomischen Bedingungen für Holzwerkstoffe zur Verfügung stehen.3 Er gab immer wieder Anstöße zu Versuchsreihen, um die Grundlagen für innovative Produkte zu schaffen, die mit weniger Holz auskommen.4 (1EPEA, Hamburg – 2,3nova-Institut, Hürth – 4Fraunhofer Institut für Holzforschung, Braunschweig; Universität Göttingen).

“Wie viel hier in Bewegung gekommen ist, wird auch der 4. Biowerkstoff-Kongress am 15./16. März in Köln und der 3. Innovationsworkshop Holzwerkstoffe am 24. Mai am Vortag der interzum auf dem Messegelände in Köln zeigen, dessen Partner bzw. Mitveranstalter wir sind”, erklärt Dr. Sauerwein.

Also doch bald die Abkehr vom Begriff “Holzwerkstoffe”? “Nein”, so Sauerwein: “Trotz aller Innovation ist Holz unser Basismaterial. Das bedeutet auch, dass die Holzwerkstoffindustrie ein verlässlicher Holzabnehmer des Forstes bleibt und damit weiterhin eine wesentliche Säule für nachhaltige, wertschöpfende Forstwirtschaft in Deutschland bildet.”

Source

Holz.net, 2011-02-10.

Supplier

EPEA GmbH, Hamburg
Fraunhofer-Institut für Holzforschung Wilhelm-Klauditz-Institut WKI
nova-Institut GmbH
Universität Göttingen
Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V. (VHI)

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