Die Wiedereinführung der Nutzpflanze Hanf läuft weltweit auf Hochtouren

Weltweiter Treffpunkt der Hanfindustrie im Juni in Köln zur „15th International Conference of the European Industrial Hemp Association“. Teilnehmer wählen zum ersten Mal das „Hanfprodukt des Jahres“

Im 17. Jahrhundert, zu den Hochzeiten der Segelschifffahrt, erlebte der Hanf in Europa seine Blütezeit und war eine wichtige Ackerkultur. Fast alle Schiffssegel und fast alles Takelwerk, Seile, Netze, Flaggen bis zu den Uniformen der Seeleute wurden aufgrund der Reiß- und Nassfestigkeit der Faser aus Hanf hergestellt. Handel und Kriegsführung waren vom Hanf abhängig; 50 bis 100 Tonnen Hanffaser wurden für die Grundausstattung eines Schiffes benötigt und mussten alle ein bis zwei Jahre ersetzt werden. Bis ins 18. Jahrhundert hinein waren Hanffasern zusammen mit Flachs, Nessel und Wolle die Rohstoffe für die europäische Textilindustrie. Hanfsamen waren Lebens- und Futtermittel; Hanföl wurde sowohl als Lebensmittel als in technischen Anwendungen verwendet.

English version: https://renewable-carbon.eu/news/the-reintroduction-of-industrial-hemp-is-in-full-swing-worldwide/

18-05-16-Nominees-Hemp-AwardIm 17. Jahrhundert wurden in Europa etliche 100.000 ha Hanf angebaut. In Konkurrenz zur preiswerteren Baumwolle und dem Niedergang der Segelschifffahrt im 19. Jahrhundert, ging die Anbaufläche kontinuierlich zurück, Aber auch im Jahre 1850 wurden in Frankreich immer noch 130.000 ha und in Italien 140.000 ha Hanf angebaut. Als dann im 20. Jahrhundert die Kunstfasern aufkamen spielte Hanf beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg keine Rolle mehr und viele Länder sprachen Anbauverbote aufgrund seiner Nähe zur Schwesterpflanze Marihuana aus. In Folge dieser Entwicklungen brach der europäische Hanfanbau im Jahr 1990 auf etwa 5.000 Hektar in Frankreich zusammen.

Die Wiedereinführung des Nutzhanfes geschah 1990 in Großbritannien, wenige Jahre später in den Niederlanden und Deutschland und schließlich in ganz Europa. Nach einem kurzen Hype auf 20.000 ha fiel die Anbaufläche im Jahr 2011 wieder auf etwa 8.000 ha. Dann aber ging es erst richtig los. Nach 26.000 ha im Jahr 2015 und 33.000 ha im Jahr 2016 so sind die Anbauflächen im letzten Jahr auf etwa 43.000 ha angestiegen. Die wachsenden Flächen werden vor allem von der Nachfrage im Lebensmittelbereich getrieben. Gesunde Hanfsamen sind im Mainstream angekommen und sind heute in fast allen europäischen Supermärkten pur, im Müsli, in Schokolade und vielen anderen Produkten zu finden. Hanfsamen können wie Soja zu Drinks und Joghurts verarbeitet werden. Ein Ende der steigenden Nachfrage ist nicht in Sicht.

Weiterer Aufschwung kam mit der Markteinführung des nicht-psychotropen Cannabinoids Cannabidiol (CBD), das milde beruhigende und fokussierende Wirkungen hat. Es wird aus den Blättern und Blüten des Nutzhanfes gewonnen. Auch hier ist die Nachfrage groß, kann jedoch infolge eines Flickenteppichs nationaler Regelungen nicht ausreichend gedeckt werden. Während in der Schweiz Discounter erfolgreich CBD-Zigaretten verkaufen, ist konzentriertes CBD in anderen EU-Ländern ein verschreibungspflichtiges Medikament.

Tetrahydrocannabinol (THC) ist in praktisch allen europäischen Ländern als Medikament zugelassen und wird von der Pharmaindustrie in Treibhäusern produziert. Auch hier ist ein starkes Wachstum zu verzeichnen.
Hanffasern werden in großen Mengen zum Leichtbau in der Automobilindustrie eingesetzt, in Dämmmaterialien und für dünne, reißfeste Papiere (Zigaretten und Bibelpapiere). Die Schäben, der verholzte Teil des Stängels, werden als Baumaterial und Tierstreu eingesetzt.

Aber nicht nur in Europa erfreut sich Nutzhanf erheblicher Nachfrage. In Kanada entstand noch vor Europa eine dynamische Hanflebensmittelindustrie mit stetigem Wachstum. Im Jahr 2016 wurden in Kanada 34.000 ha Hanf angebaut und im Jahr 2017 sogar der neue Rekord von 56.000 ha erzielt. In diesem Jahr beginnt der Anbau von Nutzhanf in den USA, wo in den nächsten zehn Jahren zusätzliche 50.000 ha erwartet werden.

Und auch in China, dem Mutterland des Nutzhanfes, wird Hanf vor allem für die Textilindustrie wieder eingeführt, um die Baumwollproduktion zu entlasten und später vielleicht sogar zu ersetzen. Im Nordosten von China gibt es große Programme, enzymatisch aufgeschlossene Hanffasern in die Textilindustrie einzuführen. Auch die chinesische Automobilindustrie nutzt Hanffasern zum Leichtbau. Insgesamt ist die Anbaufläche von 40.000 ha (2016) auf 47.000 ha (2017) angestiegen.

Nachdem Hanf nach dem Zweiten Weltkrieg und mit der weltweiten Cannabisprohibition als Kulturpflanze fast vollkommen verschwunden war, werden heute in Canada, China und der Europäischen Union insgesamt wieder etwa 150.000 ha angebaut – schon in wenigen Jahrzehnten kann die Millionengrenze erreicht werden!

Die weltweit wachsende Hanfindustrie trifft sich jedes Jahr in Köln zur „International Conference of the European Industrial Hemp Association“ (www.eiha-conference.org) und dieses Jahr am 12. und 13. Juni bereits zum 15. Mal. Wie letztes Jahr werden ca. 350 Teilnehmer aus 40 Ländern erwartet. Auf der Konferenz werden die neuesten Entwicklungen aus allen Bereichen der Hanfindustrie präsentiert und diskutiert – vom Saatgut bis zum Endprodukt – und 20 Aussteller stellen ihre Technologien und Produkte zur Schau. Die Konferenz wird gesponsert von den Goldsponsoren Canah (Rumänien), HempFlax (Niederlande), Hempro Int. (Deutschland) und MH medical hemp (Deutschland). Weitere Sponsoren sind REAKIRO (USA, Silbersponsor) und CBDepot.eu (Tschechien, Bronzesponsor).

Und ein weiterer Höhepunkt wartet auf die Teilnehmer der Konferenz: Zum ersten Mal überhaupt wird ein Innovationspreis für das „Hanfprodukt des Jahres“ vergeben. Je drei Produkte aus jeweils den Bereichen Lebensmittel, Kosmetik und Biokomposite stehen zur Wahl (siehe Collage). Die Teilnehmer wählen nach Kurzvorstellungen der Produkte die Sieger pro Kategorie. Auf dem abendlichen Dinner-Buffet wird die Preisträger dann feierlich gekürt.
Der Innovationspreis wird vom nova-Institut vergeben, Sponsor ist dieses Jahr die Firma HempConsult aus Düsseldorf.

Der weltweite Treffpunkt der Hanfindustrie wird vom nova-Institut in enger Zusammenarbeit mit dem europäischen Hanfverband “European Industrial Hemp Association (EIHA)” (www.eiha.org) organisiert. Am Tag vor der Konferenz veranstaltet EIHA Expertenworkshops für Mitglieder, trifft Vertreter aus Kanada, USA und China und hält am Abend seine Vollversammlung ab.

Jeder der weltweit am Thema Industriehanf arbeitet, sollte die Konferenz nicht verpassen. Zahlreiche Räume und professionelle Tools garantieren 1:1-Meetings für effiziente Businesskontakte. Seien Sie dabei: 15th International Conference of the European Industrial Hemp Association: www.eiha-conference.org

 

Diese Pressemitteilung als PDF: 18-05-17 PM EIHA-Award-und-Konferenz

Source

nova-Institut GmbH, Pressemitteilung, 2018-05-17.

Supplier

European Industrial Hemp Association (EIHA)
HempConsult GmbH
nova-Institut GmbH

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