Deutschland versagt im Kampf gegen illegalen Holzhandel

23 europäische Staaten wurden vom WWF auf ihre Maßnahmen beim Kampf gegen den illegalen Holzhandel hin untersucht. Im Vergleich zu einer ähnlichen Erhebung von 2004 erzielt Deutschland mit 10,8 nur knapp die Hälfte der 22 erreichbaren Punkte und rutscht damit im europäischen Vergleich von Platz 2 auf Platz 6 ab.
 
“Deutschland hat sich noch nie mit Ruhm bekleckert, wenn es um den Ausschluss von illegal geschlagenem Holz geht”, stellt WWF-Forstexperte Johannes Zahnen fest. “Aber jetzt sehen wir, dass die deutsche Regierung dabei sogar deutlich an Fahrt verloren hat.” (Vgl. Meldung vom 2005-09-07.)

Keines der 23 Länder kann nach Ansicht des WWF mit akzeptablen Ergebnissen beim Kampf gegen illegales Holz aufwarten. Am besten schnitten Großbritannien (13,4 Punkte), dicht gefolgt von den Niederlanden (13,2) sowie Dänemark (11,6), Lettland und Belgien (je 11) ab.

“Die EU ist einer der größten Abnehmer von illegalem Holz aus der ganzen Welt, aber die Regierungen führen keine ausreichenden Maßnahmen durch, um die Nachfrage nach legalem und nachhaltig produzierten Holz und Holzprodukten zu fördern”, so Johannes Zahnen.

Besonders beschämend war das Ergebnis fast aller Staaten, darunter auch Deutschland, in Bezug auf die öffentliche Beschaffung. Nur in Frankreich sind ernstzunehmende Bemühungen erkennbar, bei öffentlichen Bauvorhaben ausschließlich legales und nachhaltig produziertes Holz zu verwenden.

“Kaum ein Land in Europa konnte dem WWF nachweisen, dass das Steuergeld seiner Bürger nicht für illegales Holz und somit für die unwiederbringliche Zerstörung der Wälder ausgegeben wird”, beklagt Zahnen.

Der WWF weist darauf hin, dass in Deutschland schon seit geraumer Zeit ein Entwurf für ein so genanntes Urwaldschutzgesetz vorliegt. Dieser Entwurf stammt noch aus der Zeit der rot-grünen Koalition und wurde unter der aktuellen Regierung bislang nicht weiterverfolgt. Das Gesetz soll den Handel mit illegalem Holz in Deutschland ausschließen und unter hohe Strafen stellen.

“Wir gewinnen leider zunehmend den Eindruck, dass der neuen Regierung der Erhalt der letzten Urwälder in Russland, Südostasien, Südamerika und Zentralafrika nicht wichtig ist”, sagt Johannes Zahnen.

Die Zerstörung der Urwälder durch illegalen Holzeinschlag und gnadenlosen Raubbau, unter anderem für die billige Produktion von Holz, Zellstoffen, Palmöl und Soja oder für die Rinderzucht, schreitet weiter voran. Jedes Jahr verschwinden nach Schätzung des WWF weltweit mindestens 14 bis 16 Millionen Hektar Wald.

Kontakt:
WWF Deutschland
Rebstöcker Straße 55
60326 Frankfurt
Tel.: 0 69/7 91 44-1 42

Ralph Kampwirth
WWF-Pressestelle Hamburg,
Tel.: 040/530 200 118
email: e.presse@wwf.de

(Vgl. Meldungen vom 2006-03-18, 2005-12-13 und 2005-04-19.)

Source

WWF-Deutschland vom 2006-04-21.

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