Der Natur abgeschaut: Hightech-Gewebe aus Spinnenprotein

Das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben bei Magdeburg ist einem möglicherweise zukunftweisenden Material auf die Spur gekommen. Die Spinnproteine der Goldseidenspinne Nephila Clavipes, die ein extrem belastbares, dabei aber hochelastisches und weiches Trägergewebe erzeugt, werden in Kooperation mit dem Jenaer Institut für molekulare Biotechnologie per Gentransfer in großen Mengen aus Feldfrüchten wie Tabak- oder Kartoffelpflanzen gewonnen (vgl. auch Meldung vom 01.06.01). Das Materialforscherteam um Udo Conrad und Jürgen Scheller verspricht sich bahnbrechende Marktchancen für das universell einsetzbare Naturmaterial, das sie optimistisch als “Bio-Stahl” bezeichnen.

Die avisierten Einsatzbereiche wie Textil-, Fallschirm-, Karosserie- oder Flugzeugindustrie, schusssichere Westen, im medizinischen Bereich als Wundverband sowie Gerüststruktur für Stammzell-Organe und Oberflächenbeschichtung für Implantate haben inzwischen einen weltweiten Forschungsboom ausgelöst. Die Gewinnungsmethoden des Proteins sind indes unterschiedlich. So erzeugen die Biologen der Nexia Biotechnologies im kanadischen Plattsburgh das Material aus der Milch transgener Ziegen und Chemieriese du Pont arbeitet mit genmutierten Bakterien. “Pflanzen können das Eiweiß bis zu zehn Mal billiger herstellen, denn sie benötigen weder besondere Nährstoffe noch sterile Laborbedingungen”, setzt Scheller dem entgegen. Die Leibnizer Forscher kooperieren mit den Kanadiern und planen einen Beginn für die landwirtschaftliche Großerzeugung in etwa drei Jahren.

Das bisher größte Hindernis stellte bislang die Verwebung des Proteins dar, da die hierfür benötigte Technologie noch nicht verfügbar war. Hieran arbeiten die Forscher aus Jena und Gatersleben nun mit dem Thüringischen Institut für Textil- und Kunststoffforschung in Rudolstadt, wo demnächst mikroskopisch feine Spinndüsen die hohen Proteinerträge zu gebrauchsfertigem Gewebe verarbeiten sollen.

Autorin: Marion Kupfer (nova)
Endredaktion: Michael Karus (nova)
Quelle: VDI-nachrichten vom 31. August 2001.

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VDI-nachrichten vom 31. August 2001.

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