Der Kommissionsvorschlag zur Neufassung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II): Auswirkungen auf bio-basierte Werkstoffe und CO2-Nutzung

Das nova-Institut hat den neuen RED II-Vorschlag der Kommission analysiert und präsentiert die wichtigsten Ergebnisse in einem Paper

CO2-basierte Kraftstoffe befinden sich im Aufwind, aber die Ungleichbehandlung der bio-basierten Materialien bleibt. Der Zugang der chemischen Industrie zu Tallöl, tierischen Fetten und Glyzerin sowie der Zugang der Holzindustrie zu Zellstoff bleibt gefährdet.

English version: https://renewable-carbon.eu/news/the-red-ii-proposal-and-its-impact-on-the-bio-based-material-and-co2-utilization-sector

Am 30. November 2016 legte die Europäische Kommission einen Entwurf zur Neufassung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED) vor. Er beinhaltet den Vorschlag zur Neuregelung der Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien innerhalb der EU von 2021 bis 2030 („RED II“).

Die Neufassung sieht bis zum Jahr 2030 einen Anteil von 27 % erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch vor; dies schließt die Sektoren Energie, Heizen und Kühlen sowie Transport ein. Einige der neuen Bestimmungen wurden bereits in der Presse und in offiziellen Stellungnahmen vieler Stakeholder diskutiert und kritisch beleuchtet. So gaben beispielsweise die Obergrenze von 3,8 % für Kraftstoffe, die auf Basis von Nahrungs- oder Futtermitteln erzeugt werden, oder auch die ambitionierten Ziele für moderne Biokraftstoffe Anlass für einige Auseinandersetzungen.1

Das nova-Institut ist ständig mit der Frage befasst, wie sich Änderungen in der Energiepolitik auf die stoffliche Nutzung von Biomasse (bio-basierte Chemikalien und Werkstoffe) auswirken. Daher haben wir den neuen RED II-Vorschlag der Kommission im Hinblick auf diesen Sektor analysiert. Die wichtigsten Ergebnisse präsentieren wir in einem Papier. Außerdem haben wir die Erfassung von CO2-basierten Kraftstoffen im Kommissionsvorschlag genauer untersucht, da wir bei nova von dem großen Potenzial dieser neuartigen Kraftstoffe überzeugt sind. Die Erfassung CO2-basierter Kraftstoffe wird signifikante Auswirkungen auf die Entwicklung von Bioenergie und –Treibstoffen, und damit indirekt auch auf bio-basierte Chemikalien und Werkstoffe haben.

Im Großen und Ganzen kann der RED II-Vorschlag als Ansatz betrachtet werden, ein breites Spektrum von Fördermechanismen verschiedener Energieformen unter einem Dach zu vereinen. Die erstmals umfangreiche Einbeziehung CO2-basierter Kraftstoffe zeigt, dass Förderungen zunehmend jenen Formen der Energieversorgung zu Gute kommen, die weniger von Biomasse abhängig sind. Das gibt gewissen Grund zu der Hoffnung, dass es in Zukunft für bio-basierte Chemikalien und Werkstoffe einen einfacheren Zugang zu Biomasse und einen faireren Wettbewerb gibt. Allerdings hat Europa noch einen weiten Weg zurückzulegen, bis vollkommene Gleichbehandlung und eine optimale Nutzung der Ressourcen erreicht wird. Die Situation hat sich insbesondere für solche Rohstoffe verschlechtert, die im Vorschlag als Grundlage für die sogenannten „modernen“ Biokraftstoffe akzeptiert werden.

In der folgenden Tabelle werden die Ergebnisse der nova-Analyse zusammengefasst. Eine detailliertere Stellungnahme zum RED II-Vorschlag ist kostenlos unter www.bio-based.eu/policy verfügbar.

  RED (bis 2020) Neufassung (RED II-Vorschlag) Erwartete Auswirkungen auf Werkstoff- und CO2– Nutzung
(1) Quote für Erneuerbare pro Mitgliedsstaat Keine verbindlichen Quoten für Mitgliedsstaaten Schwer voraussagbar, hängt von der jeweiligen Entscheidung des Mitgliedsstaates ab
(2a) 10 % Transportquote für Biokraftstoffe 1,5 % (2020) bis 6,8 % (2030) Quote für schadstoffarme erneuerbare Treibstoffe innerhalb des Transportsektors einschließlich CO2-basierter Kraftstoffe Potenziell positiv – Nachfrage nach Biokraftstoff verzögert und teilweise ersetzt durch CO2-basierte Kraftstoffe; CO2-basierte Kraftstoffe erstmals gefördert
(2b) Indikatives Ziel für „moderne“ Biokraftstoffe (0,5 %) Mindestanteile an „modernen“ Biokraftstoffen von 3,6 % bis 2030 (basierend auf den Rohstoffen in Annex IX A) Potenziell negativ – abhängig vom Rohstoff (wie Tallöl, tierische Fette, Glyzerin, Zellstoff)
(2c) 7 % Obergrenze für Biokraftstoff aus Nahrungs- oder Futtermitteln Weitere Reduzierung auf 3,8 % bis 2030 Positiv – Nachfrage nach Biokraftstoff auf Basis von Nahrungsmitteln sinkt
(3) Nachhaltigkeitskriterien nur für flüssige Biokraftstoffe Ausdehnung der Nachhaltigkeitskriterien auf Biomasse-basiertes Heizen/Kühlen, Elektrizität und Forstbiomasse Potenziell negativ (da die Anforderungen an Nachhaltigkeit indirekt auch auf bio-basierte Werkstoffe ausgeweitet werden, ohne dass es anderweitig Gleichbehandlung gibt)
(4) Flugzeugkraftstoffe (von der Quote ausgenommen) Flugzeugkraftstoffe nun in der Quote enthalten, mit dem 1,2-fachen ihres Energiegehaltes gewertet Leicht negativ – neuartiger Wettbewerb (falls biomasse-basiert)

Diese Meldung als PDF: 17-04-12 PM Analyse RED II


1 Siehe http://www.euractiv.com/section/energy/news/commission-under-fire-over-post-2020-biofuels-targets, http://biofuels-news.com/display_news/11460/finnish_government_satisfied_with_new_eu_red_proposal, http://biofuels-news.com/display_news/11444/ec_releases_red_ii_proposes_firstgeneration_biofuels_phaseout_and_new_sustainability_criterion_for_forest_biomass (alle zugänglich 2017-04-12)

Source

nova-Institut GmbH, Pressemitteilung, 2017-04-12.

Supplier

European Commission
nova-Institut GmbH

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