DaimlerChryslers Amazonas-Projekt: Zusammenarbeit zwischen Kokosnuss und Kapital

Das Projekt „Armut und Umwelt in Amazonien“ (Pobreza e Meio Ambiente na Amazônia, POEMA) der Universität Pará, vor rund zehn Jahren auf Initiative des Soziologieprofessors Thomas Mitschein und Daimler-Benz Betriebsrat Willi Hoss ins Leben gerufen, ist mittlerweile für beide Seiten zu einem erfolg- und ertragreichen Wirtschaftsfaktor geworden.

Damals, im Vorfeld der UN-Umweltkonferenz in Rio de Janeiro, gewann das gerade gestartete Vorzeigeprojekt des Konzerns schnell an Popularität: Rohstoffe aus dem Regenwald für die Automobilproduktion. Der damalige Kanzler Helmut Kohl stellte gar eine Viertel-Milliarde Dollar für die Rettung der “Grünen Lungen der Welt” in Aussicht. Die UNICEF, weitere Unterstützer und eben die Daimlers gaben eine Anschubfinanzierung für die ersten drei Jahre. Aus der Konzernkasse flossen zunächst eine Million US-Dollar, aus denen in den folgenden zehn Jahren gut vier Millionen wurden. Für den Global Player, der gerade gut 900 Mio. EUR in die Entwicklung der neuen E-Klasse steckte, ein überschaubarer Betrag. Aber offenbar sehr gut angelegtes Geld angesichts der Millionen, die im Tropenwaldschutz bei den internationalen Bürokratien wirkungslos versickern.

Gut 5.200 Menschen in 900 Familien leben heute von der Zusammenarbeit zwischen Kokosnuss und Kapital. Drei Stück der fasrigen Kugeln geben den Rohstoff für eine moderne Kopfstütze, 24 Stück für Rücklehne und Sitzpolster in einem Lastwagen oder Pkw von DaimlerChrysler ab. Schon vor sechzig Jahren baute der US-Hersteller Ford Karosserien aus Holzfasern, Hanf, Sisal sowie Weizenstroh, die leichter als Stahl waren. Heute verhandelt der Faserpionier Ford ebenso wie General Motors, Honda sowie Volkswagen do Brasil mit POEMA über moderne Bauteile aus dem Regenwald.

Damit ist eine Grundbedingung für die marktwirtschaftlich orientierten Autobauer und Ökopioniere aus Stuttgart-Auburn Hills erfüllt. “Solche Projekte müssen sich nach der Anlaufphase selbst tragen”, sagt DaimlerChrysler Umweltbevollmächtigter Herbert Kohler. Insgesamt gibt der Weltkonzern jährlich 1,5 Milliarden Euro für den Umweltschutz aus, einschließlich der Forschungsmittel.

Zudem kann der auf 9.300 Hektar neu angepflanzte Nutzwald in den POEMA-Gemeinden einen konkreten Beitrag zum Klimaschutz leisten. Denn die für die Autobauer nützlichen Tropen-Plantagen absorbieren gleichzeitig rund 27.000 Tonnen des Klimagases Kohlendioxid – das entspricht immerhin den Emissionen von nahezu 10.000 Fahrzeugen. “Das ist wirklich nachhaltig”, resümiert Pará-Universitätsprofessor Thomas Mitschein das Ergebnis des gelungenen Projekts.

(Vgl. Meldungen vom 2002-02-28, 2002-08-19-o1 und 2002-08-19-o2.)

Source

DaimlerChrysler Umweltbericht 2002 vom 2002-08-01.

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