Biologisch abbaubare Urnen beschäftigen Leipziger Stadtväter

Eine verrottbare Urne aus nachwachsenden Rohstoffen sorgt seit 1995 für gespaltene Lager unter Leipziger Bestattern. Der “Leipziger Floralat®“-Erfinder Matthias Malok ist davon überzeugt, dass insbesondere das städtische Bestattungswesen sich mit dem fortgesetzten Einsatz von Metallurnen gegen die Leipziger Friedhofssatzung stellt. Hier wurde festgelegt, dass zur Beisetzung nur solche Urnen verwendet werden dürfen, die aus vergänglichem Material hergestellt worden sind. Aber Metallurnen, so Malok, bestehend aus Aschekapsel und Schmuckurne, rosten höchstens, die Bezeichnung Verrottung indes beziehe sich auf biologische und biochemische Abbauprozesse organischer Substanzen, unter die die Zersetzung der Metallurnen nicht fällt. Zur Klärung dieses feinen Unterschieds hat er sogar Gutachten anfertigen lassen, um die Unterschiede von Verrottung und Korrosion laut DIN-Norm erklären zu können.

Matthias Malok, der eine kleine Firma in der Zschocherschen Straße betreibt, möchte nun die Stadträte überzeugen, sich für die aus nachwachsenden Rohstoffen wie Stärke und Naturfasern produzierte Urne einzusetzen. So könnten seiner Ansicht nach auch unnötige Kosten für die Stadt eingespart werden, die für die Entsorgung von nicht komplett verrotteten Metall-Urnen aufgewendet werden müssen. Dieses Argument bekräftigt Bernhard Czok, Geschäftsführer des Eigenbetriebes Städtisches Bestattungswesen: “Das dünne Blech ist nach 20 Jahren meist verrottet. Wird ein neues Grabfeld angelegt, werden die Urnenreste entsorgt, registriert und kommen an einer zentralen Stelle wieder unter die Erde.” Dennoch ist man hier nicht allzu begeistert von der Öko-Urne: “Sein Artikel hat uns dennoch nicht hundertprozentig überzeugt. Denn es ist vorgekommen, dass sie beim Transport Schrammen bekommen hat. Das ist schon allein aus Pietätgründen nicht schön”, argumentierte Czok.

Diese Meinung wird allerdings nicht von privaten Leipziger oder auch schon in anderen Städten wie Konstanz am Bodensee ansässigen Branchenkollegen geteilt, die sein “Leipziger Floralat®” bereits im Einsatz haben. Andreas Franz von der Firma Müller Bestattung: “Ich hatte noch nie eine Urne, die beschädigt worden ist. Wir verwenden sie häufig. Denn der Trend geht eindeutig zu diesen ökologischen Produkten. Weil sie zu Erde werden, wissen die Leute auch nach 20 Jahren noch genau, an welcher Stelle ihre Verstorbenen liegen.” Inzwischen stehen die Stadtväter im Zugzwang: “Sicherlich müssen wir uns die Friedhofs-Satzung genau anschauen. Im Sinne des Wettbewerbs ist es sicherlich sinnvoll, wenn Kunden künftig auch aus solchen Angeboten wählen können”, räumt Thomas Haferkorn (CDU) hierzu ein. Annette Körner (Grüne) hält die Bio-Urne für eine “interessante Variante”: “Diese Urnen sind ein Thema, um das wir uns kümmern müssen.”

(Vgl. auch Meldung vom 2001-11-08.)

Autorin: Marion Kupfer (nova)
Endredaktion: Michael Karus (nova)
Quelle: Leipziger volkszeitung Online vom 2002-02-17.

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Leipziger volkszeitung Online vom 2002-02-17.

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