Nach einer in der Zeitschrift Atmospheric Chemistry and Physics veröffentlichten Analyse wurden bislang die Emissionen von Stickstoffoxid bei der Bewertung der Biokraftstofferzeugung nicht realistisch berücksichtigt. Demnach soll Biosprit aus Raps und Mais sogar mehr Treibhausgase verursachen als fossile Brennstoffe.
Nach Berechnungen der Wissenschaftler P. J. Crutzen (Max-Planck-Institut für Chemie), A. R. Mosier (Mount Pleasant, SC), K. A. Smith (School of Geosciences, University of Edinburgh) und W. Winiwarter (Austrian Research Centers, Wien) wird durch die Verwendung von Biosprit die Emission von Stickstoffoxid gegenüber den bisherigen Annahmen, wie sie vom IPCC zugrunde gelegt werden, verdoppelt. Besonders drastisch ist dies für Raps, bei dem sie mit bis zu 70 Prozent mehr Treibhausgasemissionen rechnen als bei fossilen Brennstoffen. Bei Mais sollen es bis zu 50 Prozent mehr sein.
Das wäre bedeutsam, denn Emissionen von Stickstoffoxid sind als Treibhausgas sehr viel wirksamer als etwa CO2. Das Potenzial der globalen Erwärmung von Stickstoffoxid wird als 296 Mal höher als das von CO2 eingeschätzt.
Während das IPCC in seinen Berechnungen davon ausgeht, dass 2 Prozent des Stickstoffoxids aus den Düngemitteln in die Atmosphäre abgegeben werden, nehmen die Wissenschaftler an, dass es zwischen 3 und 5 Prozent sind. Berücksichtigt wurde dabei nur die Konversion von Biomasse zu Biosprit, nicht aber zusätzliche Faktoren wie die Verwendung von fossilen Brennstoffen zur Herstellung von Dünger. Die Berechnungen der Wissenschaftler um den Nobelpreisträger Crutzen beziehen neben Daten von Pflanzenexperimenten auch Daten aus der Atmosphäre und von Eiskernmessungen ein. Die von den Forschern publizierten Daten und Schätzungen werden von einigen anderen Wissenschaftlern angezweifelt.
Weitere Informationen
- Florian Rötzer: Verstärkt das Umsatteln auf Biosprit die Klimaerwärmung? In: Telepolis.de, 2007-09-24.
- P. J. Crutzen, A. R. Mosier, K. A. Smith, W. Winiwarter (2007): N2O release from agro-biofuel production negates global warming reduction by replacing fossil fuels. In: Atmospheric Chemistry and Physics Discussions, Vol. 7, pp 11191-11205, 1-8-2007.
(Vgl. Meldungen vom 2007-09-13, 2007-09-14 und 2007-06-22.)
Source
Telepolis, 2007-09-24.
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