Bioethanol als Spritalternative weltweit im Kommen

Bioethanol kann aus allen zucker- und stärkehaltigen Pflanzen gewonnen werden, auch Verfahren zur Bioethanolgewinnung aus der enzymatischen Umsetzung von Zellulose aus Stroh, Holz oder Pflanzenabfällen haben sich bereits als probat und ökonomisch erwiesen (vgl. auch Meldung vom 2001-08-17). Weltweit werden derzeit ca. 24 Mio. Tonnen Bioethanol produziert, die zur Hälfte in der Treibstoffindustrie und zum anderen in der Spirituosen- sowie der chemischen Industrie Verwendung finden. Die Nachfrage steigt weiter und soll sich Schätzungen zu Folge im Rahmen erneuerbarer Energiestrukturen wie z.B. in der EU oder Japan innerhalb der nächsten Jahre verdoppeln.

Südostasiatische Staaten entwickeln zunehmend Ethanolpolitik, um sich von ihrer Abhängigkeit von Rohölimporten aus dem Nahen Osten zu befreien. So hat die thailändische Regierung Förderprogramme für Privatunternehmen ins Leben gerufen, die in die Bioethanolproduktion für den Treibstoffeinsatz einsteigen. Eine Großfabrik ist bereits vom Zucker-Giganten Wang Kanai geplant.

Auch Indiens Zuckerindustrie erhofft sich damit Wege, ihre Überschüsse gewinnbringend und gleichzeitig ökologisch sinnvoll zu vermarkten. So, wie z.B. Kalifornien und Taiwan, beabsichtigt man, die schädlichen Benzin-Zusatzstoffe wie MTBA durch Ethanol zu ersetzen. Obwohl das neue WTO-Mitglied China selbst mit Hilfe von eigenen Ethanolproduktionen seine derzeit rund 70 Mio. Tonnen importiertes Erdöl künftig reduzieren möchte, gilt es zusammen mit Japan derzeit als Hoffnungsmarkt für die südostasiatischen Produzenten. Japan ist vom Ethanolimport gleich zweifach abhängig – zum einen durch das Kyotoprotokoll mit der Forderung nach geringerem CO2-Ausstoß, was bereits zur Diskussion für eine Zwangsbeimischung von zehn Prozent Ethanol zum Benzin führte, zum anderen fehlen dem Inselstaat die Agrarflächen zum Anbau von Energiepflanzen.

Fast 10 Mio. Tonnen Bioethanol aus Zuckerrohr decken bereits mehr als ein Drittel des Treibstoffbedarfs beim Weltmarktführer Brasilien. Dort gibt es durch die Eingrenzung der Anbauflächen und ungünstige wirtschaftliche Bedingungen allerdings seit zehn Jahren kein Produktionswachstum mehr. Zweite am Weltmarkt sind mit 3,5 Mio. Tonnen die USA, die eine 5-10 %ige Sprit-Beimischung aus Bioethanol mit der aufgrund der negativen Ökobilanz umstrittenen Verarbeitung von Weizen und Mais decken (vgl. auch Meldung vom 2001-08-20). An dritter Stelle rangiert Frankreich mit 300.000 Tonnen Bioethanol aus Zuckerrüben. Auch die schwedische Regierung plant, mit der z.T. EU-geförderten Überschussverarbeitung von Weizen und Holz bis 2004 in die Bioethanolproduktion einzusteigen und 5,6 % seines Benzinbedarfs damit zu decken (vgl. auch Meldung vom 2001-09-01).

Die übrige EU setzt indes mit Österreich als technologischem Vorreiter auf Biodiesel aus Ölpflanzen oder Altspeisefetten, mit dem kühnen Vorhaben, bis 2010 den Bio-Anteil am Treibstoff von derzeit 0,3 auf 5,75 Prozent verpflichtend anzuheben (vgl. auch Meldung vom 2001-11-08). Dies umzusetzen trifft indes noch auf einige Hürden, denn um acht Prozent des europäischen Kraftstoffbedarfs mit Biosprit decken zu können, müssten zehn Prozent der landwirtschaftlichen Flächen dafür genutzt werden. Die Agrarwirtschaft ist somit gefordert, sich grundlegend in den Non-Food-Sektor umzuorientieren. Zudem lassen sich die gegenüber fossilen Brennstoffen mehr als doppelt so hohen Produktionskosten nur über steuerliche Subventionierungen auffangen (vgl. auch Meldung vom 2001-08-13).

Autorin: Marion Kupfer (nova)
Endredaktion: Michael Karus (nova)
Quelle: diepresse.com vom 2002-01-04.

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diepresse.com vom 2002-01-04.

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