Bioenergie hat Zukunft

BBE, DBV und LAB zur "renewables 2004"

“Bis zum Jahre 2030 können 14 Prozent des deutschen Energiebedarfs durch Biomasse erzeugt werden, und zwar 10 Prozent an Wärme und 15 Prozent an Kraftstoffen für Pkw”, schätzte der Vorsitzende des Bundesverbandes BioEnergie (BBE), Helmut Lamp, auf einer Pressekonferenz in Bonn anlässlich der internationalen erneuerbaren Energien Konferenz renewables 2004.

Der Jahresumsatz mit Bioenergie habe im vergangenen Jahr bereits 2,85 Milliarden Euro betragen, die Investitionen beliefen sich auf 1,57 Milliarden Euro. Mit dem prognostizierten Wachstum der Bioenergie werde auch das Investitionsvolumen auf das Siebenfache bis zum Jahre 2030 ansteigen. Zudem habe die Energiegewinnung aus Biomasse bis zum Jahr 2003 bereits 50.000 Arbeitsplätze geschaffen. Weitere 200.000 könnten es nach wissenschaftlichen Berechnungen bei einem offensiven Ausbau der Bioenergie bis zum Jahre 2030 werden.

Lamp forderte eine wirksame und längerfristige Strategie zum Ausbau der energetischen Nutzung von Biomasse für Deutschland. Die Bundesregierung habe in den vergangenen Jahren bereits Erfolg versprechende Weichenstellungen für einen Marktausbau der Bioenergie mit dem Erneuerbare Energien-Gesetz, der Mineralölsteuerbefreiung für Biokraftstoffe, dem Marktanreizprogramm zur Förderung erneuerbarer Energien und der Privilegierung von Bioenergieanlagen im Baugesetzbuch gestellt.

“Dieser Weg muss konsequent weiter beschritten werden”, erklärte Lamp. Gleichzeitig stellte er in Forschung und Entwicklung ein Ungleichgewicht zwischen Bioenergie und anderen Energieformen wie Kohle und Kernenergie fest. So herrsche ein “krasses Missverhältnis” der Fördermittel des Bundes in der Energieforschung. Von 1993 bis 2002 sei die Bioenergie mit insgesamt 34,47 Millionen Euro gefördert worden, was jeweils nur 2 bis 5 Prozent der Förderung für Nuklear-Energieforschung, Kohle oder Kernfusion ausmache. Lamp forderte eine Verdreifachung der eingesetzten Bioenergiemittel in Relation zu den Gesamtenergieforschungsmitteln von 0,66 Prozent.

Biomasse zur Energiegewinnung ist heute schon wettbewerbsfähig. “Angesichts des über die 40 Dollar-Marke je Barrel gestiegenen Rohölpreises und der stetig sinkenden Erzeugerpreise für Nahrungsmittel kann die Bioenergie zum Beispiel bei Kraftstoffen im Wettbewerb mit fossilen Energieträgern mithalten”, stellte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Dr. Helmut Born, vor den Journalisten in Bonn fest. Die Land- und Forstwirte in Industrie- wie in Entwicklungsländern könnten mit der Produktion von Biomasse CO2-neutrale Energieformen zur Verfügung stellen, und zwar fest, flüssig oder gasförmig zum Beispiel als Wärme aus Waldholz, Strom aus Biogas, oder Kraftstoff aus Ölpflanzen und Getreide.

In Deutschland diene der innovative Ausbau dieser Bioenergie vorrangig dazu, die eingegangenen Verpflichtungen nach dem Kyoto-Protokoll zu erreichen, die Abhängigkeit von endlichen, fossilen Energieträgern zu mindern und Arbeitsplätze auf dem Lande zu schaffen. “Weltweit können Landwirte Biomasse für die Energienutzung zur Verfügung gestellt werden, so dass sie eine Schlüsselrolle bei einem nachhaltigen Energiekonzept ohne Raubbau an der Natur erhalten”, betonte Born.

Bereits heute werden in der EU wegen der Nahrungsmittelüberschüsse auf 10 Prozent stillgelegten Flächen nachwachsende Rohstoffe angebaut. In Deutschland habe deren Anbaufläche 2003 rund 840.000 Hektar betragen. “Bei gleich bleibenden Ertragssteigerungen durch züchterischen und technischen Fortschritt können in absehbarer Zeit etwa 2 Millionen der 17 Millionen Hektar für die Erzeugung von Energiepflanzen genutzt werden”, prognostizierte Born. In einer Biogasanlage könne aus einem Hektar Getreide, Gräser, Rüben oder Mais rund 16 Megawattstunden Strom erzeugt werden. Allein damit versorge ein Landwirt vier Drei-Personen-Haushalte für ein Jahr lang mit Strom.

Auf das genannte Flächenpotenzial hoch gerechnet könne die deutsche Landwirtschaft somit 8 Millionen Haushalte mit Strom aus Biomasse versorgen. Mit den erhöhten Einspeisevergütungen im novellierten Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG), für deren Zustandekommen sich der DBV maßgeblich eingesetzt habe, lohne es sich für Landwirte erstmals, Energiepflanzen für die Stromerzeugung in Biogasanlagen anzubauen.

Nicht ausgeschöpft ist nach Borns Ansicht das Potenzial der Energiequelle Holz. Derzeit würde Wärmeenergie in Höhe von rund 51 Millionen Megawattstunden durch die Nutzung der Biomasse Holz gewonnen. Den größten Anteil an dieser Wärmeproduktion hätten die rund 7 Millionen Kaminöfen und Kachelöfen in privaten Haushalten. Darüber hinaus seien in Deutschland rund 9.000 Pelletsheizungen installiert. In rund 100 Biomasseheizkraftwerken mit einer gesamten installierten Leistung von 500 Megawatt werde vornehmlich aus Altholz und Sägeresten Wärme und Strom gewonnen. In Deutschland wüchsen jährlich rund 60 Millionen Kubikmeter Holz nach. Genutzt würden jedoch nur 40 Millionen.

Ohne die Wälder zu beeinträchtigen, könnten also zusätzlich 20 Millionen Festmeter Holz entnommen werden. Insgesamt würden heute in Deutschland durch den Einsatz von Bioenergie bereits rund 20 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr eingespart. Dies könne bei Ausnutzung der Biomasse-Potenziale auf bis zu 100 Millionen Tonnen CO2 gesteigert werden.

Von großen zukunftsweisenden Investitionen berichtete der Unternehmer Claus Sauter von der Sauter Unternehmensgruppe, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaftliche Biokraftstoffe (LAB). Die Biokraftstoffe könnten im Jahre 2010 knapp 6 Prozent Marktanteil erreichen, nachdem die EU-Richtlinie zur Förderung der Biokraftstoffe bzw. zur Energiebesteuerung und die Mineralölsteuerbefreiuung in Deutschland die Markteinführung von Biokraftstoffen beflügelt habe. Sein Unternehmen investiere gegenwärtig in Sachsen-Anhalt und Brandenburg in den Aufbau von zwei Bioethanolanlagen. Auch die Südzucker AG baue in Sachsen-Anhalt eine Bioethanolanlage. Die Gesamtkapazität belaufe sich dann auf 0,5 Millionen Tonnen Bioethanol pro Jahr. Dafür würden insgesamt 1,4 Millionen Getreide benötigt.

300 neue Arbeitskräfte seien mit den Bioethanolanlagen bereits unmittelbar geschaffen worden. Die Sauter-Unternehmensgruppe investiere auch in die Herstellung von Biodiesel, der erfolgreich im Markt eingeführt ist. Gegenwärtig würden bundesweit von 23 Unternehmen aus 1,85 Millionen Tonnen Rapssaat rund 850.000 Tonnen Biodiesel erzeugt. Mit den bestehenden Kapazitäten von 1,1 Millionen Tonnen und weiteren im Bau befindlichen 200.000 Tonnen könne die gegenwärtig schnell steigende Nachfrage nach Biodiesel zur Beimischung zum normalen Dieselkraftstoff befriedigt werden.

Das anvisierte Abkommen der EU-Kommission mit den Mercosur-Staaten, die Einfuhr von einer Million Tonnen Ethanol nach Europa, berge Gefahren für diese innovative neue Technik. Dadurch würde die aufstrebende Branche der Bioethanolherstellung noch vor Markteinführung zerstört. “Ich bin der festen Überzeugung, dass der Biokraftstoff im Energiemix der Zukunft eine bedeutende Rolle spielen wird”, erklärte der Unternehmer.

Source

Gemeinsame Pressemitteilung des DBV, BBE und LAB vom 2004-06-02.

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