Bio-Joghurt im Bio-Becher

AöL entwickelt Tool zur Verwendung von Bio-Kunststoffen in der Lebensmittelbranche

Ein Bio-Joghurt in einem Becher, der auf Mineralölbasis hergestellt wurde? Bio-Kunden erwarten zunehmend, dass Folien, Schalen, Flaschen und Beutel aus ökologisch und sozial vertretbaren Rohstoffen produziert werden und recycle- oder kompostierbar sind.

Doch gerade den kleineren und mittleren Lebensmittelherstellern fällt es oft nicht leicht, aus der Fülle der Rohstoffe und Materialien die geeignete biobasierte Lösung herauszufiltern. Immer noch dominiert herkömmlicher Kunststoff den Markt.
Die Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) hat jetzt ein Internettool entwickelt, mit dem Lebensmittelhersteller eine Entscheidungshilfe im Umgang mit biobasierten Kunststoffen an die Hand bekommen sollen. Das Tool erfasst Informationen und bewertet diese. „Es hilft, bei der Vielzahl der heute vorhandenen Bio-Kunststoffvarianten Antworten auf wichtige Fragestellungen im Bereich Ökologie, Sozialverträglichkeit, Sicherheit & Technik sowie Qualität zu bekommen, sagt Renate Dylla, Projektleiterin.

Das Projekt wurde vom Bundeslandwirtschaftsministerium gefördert. Das auf der Homepage der AöL installierte Tool ist seit Mitte der Woche frei geschaltet.
Basis des Instruments sind die derzeit am Markt wichtigsten fünf Stoffgruppen (neben biobasiertem PE und PET, cellulosebasierte Kunststoffe, PLA und Stärkeblends).

Der Lebensmittelhersteller kann seine eigenen Schwerpunkte nicht nur in Bezug auf die Eigenschaften des Materials (zum Beispiel Reißfestigkeit, Bedruckbarkeit, Sauerstoffbarriere), sondern auch auf die ökologische und sozialverträgliche Erzeugung der Verpackungs-Rohstoffe setzen. Damit rücken dann Aspekte wie Vermeidung von Nahrungsmittelkonkurrenz bei der Herkunft des Ausgangsmaterials, GVO-freie Rohstoffe oder sozialverträgliche Erzeugung in den Fokus. Zusammen mit einer Checkliste, die Informationen des Tools mit eigenen, unternehmensspezifischen Bewertungen verbindet, entsteht am Ende ein praxistaugliches Ergebnis.

Bei der gestrigen AöL-Tagung in Frankfurt zum Thema Biokunststoffe nannte der Wissenschaftler Andreas Detzel vom Heidelberger ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung als Vorteile dieser Materialen vor allem den Beitrag beim Kampf gegen den Klimawandel und bei der Schonung fossiler Ressourcen. Nachteile hingegen könnten sich dadurch ergeben, dass die Rohstoffe auf dem Feld unter mineralischem Stickstoffdünger angebaut würden, was zur weiteren Eutrophierung von Gewässern beitragen könne.
Detzel warnte zudem vor allzu großen Erwartungen: So sei das Reststoffpotenzial häufig ausgeschöpft, so dass man auf diese Herkunft der Ausgangsmaterialien kaum zugreifen könne. Nur selten realistisch sei zudem, dass für die Bio-Verpackung auch ökologisch angebaute Rohstoffe verwendet werden könnten. Dies scheitere an den hohen Kosten.

Die Sprecherin des brasilianischen Unternehmens Braskem, Beatriz Luz, verwies darauf, dass der Landverbrauch für Bio-Kunststoffe sehr klein sei. Der Zuckerrohranbau für das Ethanol, das der weltgrößte Hersteller von Bio-Polyethylen, kurz Bio-PE, beansprucht, entspricht nur etwa 0,02 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Brasiliens. Zudem sei das Endprodukt aus Bio-PE voll recyclingfähig und damit nachhaltig, sagte Luz in Frankfurt.

Das Internettool ist unter `Biokunststoff-Tool ́ auf der Internetseite www.aoel.org abzurufen.

Source

Aöl, Pressemitteilung, 2015-01-22.

Supplier

Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller e.V. (AöL)
Braskem
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
IFEU - Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH

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