Bio-Diesel bald auch aus Österreich

Neue Anlagen schießen wie Pilze aus dem heimischen Boden

Was bisher importiert werden musste, soll in Kürze aus Österreich kommen. Seit dem Herbst des Vorjahres wird Diesel mit 4,7% Biodiesel vermischt, (um einer EU-Richtlinie gerecht zu werden). Allerdings muss der Biodiesel am Weltmarkt eingekauft werden.

In rund vier Wochen wird nun die erste heimische Biodieselanlage in der Wiener Lobau ihren Betrieb aufnehmen und 95.000 Tonnen Biodiesel erzeugen, der vorrangig an die OMV weitergereicht wird. Die Fabrik kostet 35 Mio. Euro und wird 30 Beschäftigte haben. Bis zum Jahresende soll eine zweite Großanlage in Enns den heimischen Markt mit 100.000 Tonnen versorgen. Die Betreiber sind der deutsche Neckermannkonzern und die oberösterreichische Raiffeisen Landesbank. Auch die Ennser Fabrik möchte mit der OMV ins Geschäft kommen.

Da viele Investoren hoffen, dass man sich in Zukunft mit Biodiesel eine goldene Nase verdienen kann, gibt es noch weitere Projekte in Österreich. So soll im Raum Enns eine weitere Anlage für 100.000 Tonnen entstehen, was einen OMV-Experten nur bemerken lässt: “Da sind Träumer unterwegs”.

Projekt in Krems

Etwas konkreter sind Pläne in Krems, wo die Salzburger Raiffeisengruppe und die Unternehmensgruppe Friesacher eine Anlage für 50.000 Tonnen bauen wollen. Die auch zu Raiffeisen gehörende Ölhandelsfirma Genol hat nach Aussage von Genol-Geschäftsführer Reinhard Wolf Bereitschaft signalisiert, Teilmengen des in Krems erzeugten Biodiesels abzunehmen.

Auch in Kärnten soll vermehrt Biodiesel erzeugt werden, eine bestehende Anlage in Arnoldstein wird von 25.000 auf 50.000 Tonnen aufgestockt werden. Das klingt alles recht gut, bringt aber einiges an Problemen mit sich. Biodieselanlagen arbeiten auf der Basis von Rapsöl. Agrarpolitiker versprechen der heimischen Bauernschaft ertragreiche Zusatzgeschäfte.

Viele Luftschlösser

Das wird allerdings eine Illusion bleiben, denn der Rapsanbau ist in Österreich von einstmals 90.000 auf 35.000 Hektar zurückgegangen. Die auf diesen Flächen gewonnenen Rapsmengen gehen vor allem in die Speiseölerzeugung. Da der Anbau von Raps in Österreich wegen ungünstigerer klimatischer Bedingungen etwa im Vergleich zu Deutschland nur die Hälfte an Hektarerträgen liefert, ist mit keiner Ausweitung des Rapsanbaus in Österreich zu rechnen.

Die Fabrik in der Lobau wird ihr Vormaterial zur Gänze am Rotterdamer Weltmarkt einkaufen. Österreich braucht jährlich rund 300.000 Tonnen Biodiesel, wobei die großen Konzerne Shell und BP speziell in den westlichen Bundesländern ihren Diesel aus dem Ausland beziehen. Ob diese Unternehmen in Zukunft bevorzugt im Inland einkaufen, ist ungewiss.

Source

Wiener Zeitung vom 2006-05-02.

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