“Bio-CNG”: Neue Kraftstoff-Alternative aus Erdgas und Biogas geplant

Preineder: Bis 2013 in Österreich rund 100.000 Fahrzeuge umweltfreundlich betreiben

Eine neue Plattform, initiiert von Martin Preineder, Vorsitzender des Energieausschusses der Landwirtschaftskammer Österreich, und Klaus Dorninger, Geschäftsführer der erdgas oö., setzt sich für die Forcierung von Erdgas und Biogas als Kraftstoff ein: Verdichtetes Erdgas und aufbereitetes Biogas werden gemeinsam unter der neuen Marke “Bio-CNG” vertrieben.

Ziel ist es, bis zum Jahr 2013 in Österreich rund 100.000 Fahrzeuge mit diesem umweltfreundlichen und gegenüber Benzin und Diesel deutlich billigeren Kraftstoff zu betreiben. Bei einer durchschnittlichen Produktionskapazität einer Biogasanlage von 1 Mio. Kilogramm pro Jahr müssten dafür etwa 20 neue Biogasanlagen errichtet werden, erläuterte Preineder heute bei einer Pressekonferenz.

“Um die Emissionen und die Schadstoffbelastung aus dem Straßenverkehr zu reduzieren, sind umweltfreundliche Kraftstoffe gefragt. Unsere Initiative bedeutet die konsequente Umsetzung eines wesentlichen Teiles des von Lebensminister Josef Pröll und OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer im Juni veröffentlichten ‘5 Punkte- Aktionsprogrammes’, dessen Basis die Einführung der neuen, von OMV entwickelten, Methan-Kraftstoffsorte Bio-CNG ist”, unterstrich Preineder.

Importabhängigkeit von fossilen Rohstoffen reduzieren

Die Plattform “Bio-CNG Verkehr” ist ein erstmaliger Zusammenschluss von OMV, Wien Energie Gasnetz GmbH, erdgas oö., klima:aktiv biogas, Landwirtschaftskammer Österreich sowie dem Österreichischen Biomasse-Verband. Sie hat sich die Markteinführung dieses neuartigen Kraftstoffs zum Ziel gesetzt.

Konkret sollen verdichtetes Erdgas (CNG – Compressed Natural Gas) und aufbereitetes Biogas (CBG – Compressed Biogas) gemeinsam als “Bio-CNG” vertrieben werden, wobei der Anteil von Biogas mindestens 20% betragen wird.

“Diese einmalige Zusammenarbeit wird der Durchbruch für Erdgas und Biogas als Kraftstoff sein”, zeigte sich Preineder optimistisch. “Von diesem Treibstoff werden die Geldbörsen der Autofahrer genauso profitieren wie der Klimaschutz. Gleichzeitig wird damit die hohe Importabhängigkeit von fossilen Rohstoffen (derzeit 97 bis 98%) reduziert und die Versorgungssicherheit erhöht”, ergänzte er.

Deutliche Kostenvorteile

“Bio-CNG als Kraftstoff ermöglicht je gefahrenem Kilometer derzeit einen Kostenvorteil von rund 30% gegenüber Diesel und bis zu 50% gegenüber Benzin. Bei meinem eigenen Erdgas-betriebenen Auto spare ich pro 20.000 km rund EUR 1.000,-. Die etwas höheren Anschaffungskosten für so ein Fahrzeug hat man also nach spätestens einem Jahr wieder durch geringere Betriebskosten hereingebracht”, so Dorninger.

Der Gasverbrauch pro PKW und Jahr beträgt seinen Angaben zufolge ungefähr 1.000 kg. Bei einer 20%igen Beimischung von Biomethan würde das rund 200 kg CBG pro PKW und Jahr bedeuten. Bei angestrebten 100.000 Fahrzeugen bis 2013 wären das 100 Mio. kg Methangas, wovon 20 Mio. kg Biomethan notwendig sind. Die dafür erforderlichen 20 Biogasanlagen würden eine Leistung von jeweils 700 bis 800 kW aufweisen und Mais und Grünpflanzen von einer Fläche von etwa 5.000 ha benötigen.

Neben der Einführung des neuen Kraftstoffs und der Ankurbelung der Nachfrage nach Methanfahrzeugen muss gleichzeitig die Infrastruktur rasch ausgebaut werden. Bis 2010 sind in ganz Österreich rund 200 Tankstellen geplant, an denen jährlich jeweils bis zu 1,5 Mio. Normkubikmeter (rund 1 Mio. kg) Gas verkauft werden sollen. Der geplante Absatz soll in der Anfangsphase zusätzlich über öffentliche Busflotten, gewerbliche Fuhrparks etc. laufen.

Klares Bekenntnis der Politik notwendig

“Für die Umsetzung dieser Ziele brauchen wir klare und planbare gesetzliche Rahmenbedingungen. Das Bekenntnis der Steuersicherheit bis 2020 ist dazu eine wichtige Voraussetzung”, gaben Preineder und Dorninger zu verstehen. CNG und CBG seien derzeit von der Mineralölsteuer befreit, dies müsse auch für das CBG/CNG-Gemisch aufrecht bleiben.

Weiters forderten sie eine Befreiung von der Erdgasabgabe sowie eine Senkung der Umsatzsteuer von 20 auf 10% für die neue Kraftstoffmarke Bio-CNG und für reines Biogas. Kraftfahrzeuge, die mit diesem umweltfreundlichen Treibstoff betrieben werden, sollten darüber hinaus von der Normverbrauchsabgabe befreit werden. “Die Politik muss mit diesen Rahmenbedingungen ein klares Bekenntnis zur Einführung alternativer Treibstoffe abgeben”, sagte Preineder.

Umweltvorteile von Erdgas und Biogas als Kraftstoff

“Erdgas und Biogas gelten als zukunftsträchtige Kraftstoffe. Sie ermöglichen eine deutliche Reduktion der Schadstoffe sowie der klimarelevanten Emissionen bei gleich hohem Fahrkomfort. Die CO2-Emissionen sind hier um 50% geringer und eine Feinstaubbelastung gibt es bei den damit betriebenen Fahrzeugen nicht”, fasste Dorninger die Umweltvorteile zusammen. Langfristig werde außerdem der Steuerentfall für den Finanzminister durch die Investitionen in das gesamte System kompensiert. Die Errichtung der Anlagen erhöhe auch die regionale Wertschöpfung, gab Preineder zu bedenken.

“Weltweit sind bereits mehr als 5 Mio. Erdgas-Autos im Einsatz, in Österreich derzeit rund 600. Im Juni 1997 hat die OMV in Graz die erste öffentliche Erdgastankstelle Österreichs eröffnet. Derzeit gibt es hierzulande 31 Erdgastankstellen, davon 16 von uns”, berichtete Peter Seidinger von der OMV. Ein weiterer starker Ausbau sei geplant, daher werde man den Erdgaspreis auch längerfristig unter dem Dieselpreis halten. Um den Kunden einen Anreiz zum Umstieg zu geben. Derzeit koste Erdgas an den Tankstellen rund 82 Cent je kg, dieser Menge entspreche jedoch 1,3 Liter Diesel oder 1,5 Liter Benzin. Laut Josef Plank vom Biomasse-Verband sollte der Erdgaspreis “auf jeden Fall um mindestens 10% unter dem Dieselpreis bleiben”.

Wien Energie stellt eigene Fahrzeugflotte auf gasbetriebene Kfz um

Die Wien Energie forciert bereits die Umstellung der eigenen Fahrzeugflotte auf gasbetriebene Fahrzeuge, wie Geschäftsführer Helmut Miksits mitteilte. “Schon jetzt sind bei uns 100 erdgasbetriebene Fahrzeuge im Einsatz, geplant sind rund 150 neue Fahrzeuge. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2020 rund 20% der Kraftstoffe aus alternativen Rohstoffen erzeugt werden sollen, davon sind 10% Erdgas, 8% biogener Anteil sowie 2% Wasserstoff”, hielt Miksits fest.

Biogas weist hohe Energie-Effizienz auf

Biogas aus landwirtschaftlicher Produktion hat in der Regel einen Methangehalt von bis zu 75%, durch Aufbereitung kann er auf fast 100% und damit auf Erdgasqualität angehoben werden. Bei der Produktion von Biogas wird die ganze Pflanze energetisch genutzt, es kann praktisch aus jeder Grünpflanze erzeugt werden. Nach dem Gärprozess wird der entzogene Stickstoff dem Boden wieder zugeführt, der Nährstoffkreislauf ist somit geschlossen.

“Biogas weist eine sehr hohe Flächen- und Energie-Effizienz auf”, erklärte Franz Kirchmeyr, zuständiger Projektleiter des klima:aktiv-Programms. Vertreter der Biogasanlagenbetreiber und die Gaswirtschaft haben das klare Ziel, den Biogasanteil nach wirtschaftlichen Gegebenheiten zu erhöhen; allerdings frühestens zwei Jahre nach der Markteinführung.

Source

AIZ.info vom 2006-08-08.

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