Bessere Ökobilanzen sprechen für Biotreibstoffe

Experte sieht weitere Verbesserungen als möglich und machbar

Unter Einhaltung bestimmter Bedingungen ist die Ökobilanz von Biotreibstoffen im Vergleich zu fossilen Brennstoffen deutlich besser. Zu diesem Schluss kommt Gerfried Cebrat von der Forschungsgesellschaft Mobilität – Austrian Mobility Research im pressetext-Interview. Allein schon die Verringerung des CO2-Ausstoßes spreche demnach deutlich für lokal hergestellte Treibstoffe.

“Das mediale Interesse an sogenannten Biofuels ist hoch”, so Cebrat. “Neben spektakulären Aktionen wie etwa Wettrennen von Elektro- oder Biodiesel-Fahrzeugen gegen herkömmliche Sportwagen, gibt es auch kritische Berichte zur Umweltbelastung bestimmter Kraftstoffe bzw. deren Herstellverfahren.” Grundsätzlich müsse man vor überzogenen Ansprüchen warnen: So genannte “Biofuels” sind zwar meistens umweltfreundlicher als fossile Kraftstoffe, sie werden aber derzeit aus ökonomischen Gründen nur in der Minderzahl im ökologischen Landbau angebaut. Das müsse aber keinesfalls so bleiben, argumentiert Cebrat.

“Ökobilanzen unterstützen uns bei der Wahl aus dem zunehmenden Angebot an alternativen Kraftstoffen”, führt der Experte aus. Kraftstoffe aus Kurzumtriebsholz oder biologischen Abfällen aus anderen Bereichen wie etwa Speiseöl schneiden in der Ökobilanz tendenziell besser ab als Kraftstoffe, die aus Feldfrüchten gewonnen werden. “Ein Vorzeigebeispiel für die Verwendung von Biodiesel, der aus Speiseöl erzeugt wird, findet sich in Graz, wo über 100 Busse mit diesem den CO2-Ausstoß verringernden Kraftstoff betrieben werden.”

Grundsätzlich müsse klargestellt werden, dass Schlagzeilen, die nur einen Aspekt beim Vergleich herausgreifen oder sich auf Extremsituationen beziehen, keine ausreichende Entscheidungsbasis sind. Man denke beispielsweise an großflächige Verschmutzungen durch geplatzte Öl-Pipelines oder Tankerunfälle.

“Beim Lesen der Berichte über Forschungsergebnisse ist darauf zu achten, wie die Randbedingungen der Tests, Messungen oder Modelle waren, und ob sie auf die eigene Region übertragbar sind”, führt Cebrat aus. Sogar in den Tropen – gemeint ist hier der Anbau in der Savanne, nicht im Regenwald – und gemäßigten Breiten existieren Herstellpfade für Ethanol und Biodiesel, die in der Ökobilanz besser abschneiden als das großtechnische Aufschließen von Zellulose für Biokraftstoffe der zweiten Generation.

“Bei allen Kraftstoffen aus natürlichen Quellen können negative Schlagzeilen zur Ökobilanz vermieden werden, wenn einige Voraussetzungen beachtet werden”, meint der Fachmann. So sollte etwa die Düngerproduktion zum Anbau nachwachsender Treibstoffe aus natürlichen Ressourcen erfolgen. Kontrollmechanismen müssten dafür sorgen, dass ökologisch wertvolle Feuchtgebiete nicht agrarisch genutzt werden. Unproblematisch dagegen sei der Anbau in der Savanne, auf Brachflächen oder noch besser auf Flächen, auf denen derzeit Lebensmittel-Überschüsse produziert werden. “Auch die Nutzung von Abfallstoffen für die Kraftstoffherstellung ist sehr sinnvoll.”

“Die Analysen zeigen, dass es bereits jetzt brauchbare Alternativen zu fossilen Kraftstoffen gibt”, meint Cebrat. Es sei aber ebenso wichtig, den gesamten Energieverbrauch zu senken, weil auch biologische Rohstoffe nicht in unendlicher Menge produziert werden können. Die Forschungsgesellschaft Mobilität fokussiert deshalb auch in ihren kommenden Projekten zum Thema ökologische und ökonomische Beschaffung und Betrieb von Flotten mit zehn Partnern auf sogenannte “high mileage fleets” – also Flotten, die sehr viele Kilometer pro Jahr zurücklegen.

In Österreich gebe es neben der Beimischung von 3,2 Prozent Biodiesel zum fossilen Diesel ein Netz an Tankstellen, die 100 Prozent Biodiesel anbieten. In vielen Fahrzeugen kann Biodiesel problemlos bis zu einem Anteil von 20 bis 40 Prozent zugemischt werden. Durch den Klimawandel und neue Züchtungen werden bei uns in Zukunft mediterrane Pflanzen als Rohstoff für die Biodieselproduktion einsetzbar sein und den Ertrag weiter erhöhen. Somit werden sich die Umweltbilanzen für Biodiesel weiter verbessern.

Erdgasfahrzeuge, die den CO2-Ausstoß ein wenig senken, boomen besonders im gewerblichen Bereich. Das Tankstellennetz wird ständig erweitert und in einigen Bundesländern wird in Zukunft Biogas beigemischt. “Die Ethanolherstellung ist in Österreich gerade im Aufbau – neben der Beimischung von Ethanol zu Ottokraftstoffen werden ab Herbst auch Tankstellen für E85, also 85 Prozent Ethanol anbieten.”

Größeren Flotten ist es auch vorbehalten sich eine eigene Tankstelle einzurichten, bei der E95, also 95 Prozent Ethanol getankt werden kann. “Mit E95 anstelle von Diesel können ohne komplexe Abgasnachbehandlung niedrige Schadstoffemissionen erzielt werden”, meint Cebrat abschließend im Interview. In Schweden laufen bereits 400 Busse mit diesem Kraftstoff.

Source

Pressetext, 2007-05-04.

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