BASF: Die Sohlen vom Acker

Die BASF Schwarzheide wird Biodiesel-Glyzerin verwerten.

“Wer im nächsten Jahr Schuhe kauft, könnte sie mit Sohlen erhalten, die ihren Ursprung teilweise auf dem Acker haben. Die BASF Schwarzheide GmbH will für Polyurethan(PUR)-Weichschäume künftig außer Erdöl nachwachsende Rohstoffe verwerten.

Deren Anteil am für die PUR-Herstellung benötigten Polyesterol würde rund 15 Prozent ausmachen. Die BASF könnte dabei auch auf die Vorarbeit des Schwarzheider Werkes der Biopetrol Industries AG zurückgreifen und das bei deren Biodieselproduktion anfallende Glyzerin nutzen.”

Die BASF ist ein großer Lieferant für die Schuhindustrie. Bisher hat das Material für die Sohlen seinen Ursprung im Erdöl. Der Preis für diesen Rohstoff verteuerte sich in den vergangenen Jahren jedoch dramatisch und in den kommenden Jahrzehnten dürfte sich das Erdöl weiter verknappen.

Bei der BASF hat ein Umdenken begonnen, die Suche nach Alternativen. Und die werden außer in Erdgas und Kohle zum großen Teil in nachwachsenden Rohstoffen gesehen. 2004 stellte der in Ludwigshafen beheimatete weltgrößte Chemiekonzern aber erst zwei Prozent seiner Produkte auf der Basis von Biomasse her, wie die Laborleiterin Elke Bleuel berichtet.

In Schwarzheide würde ein Schwenk in Richtung Biomasse zusätzlich erhebliche Synergieeffekte bringen. Das liegt daran, dass im Rahmen der BASF-Ansiedlungsinitiative auch ein Biodieselwerk am Standort entstand. Es gehört heute der Biopetrol Industries AG.

Bei der Produktion von jährlich 150.000 Tonnen Biodiesel auf der Basis von Rapsöl fallen als Nebenprodukt 30.000 Tonnen Glyzerin an. Das ist ein Alkohol, der sich anstelle eines aus Erdöl gewonnenen Vorprodukts zur Herstellung von Polyesterolen einsetzen lässt. Polyesterole sind langkettige Moleküle aus Alkoholen und Säuren, die zusammen mit Isozyanaten die beiden Grundbausteine aller PUR-Kunststoffe bilden. Es sei gut denkbar, dass die BASF von Biopetrol Glyzerin bezieht, sagt Pressesprecher Arne Petersen. Wegen der räumlichen Nähe brächte das logistische Vorteile.

Die Entwicklung von Polyesterolen auf der Basis von Bioalkoholen (Glyzerin) wurde in diesem Jahr mit dem ersten Preis im Innovations- und Business-Excellence-Wettbewerb der BASF Schwarzheide GmbH gewürdigt. Dem ausgezeichneten Team gehören vier Mitarbeiter aus Schwarzheide, darunter die Laborleiterin Elke Bleuel, an.

Weitere vier Team-Mitglieder kommen aus Ludwigshafen sowie von der BASF-Tochter Elastogran aus Lemförde (Niedersachsen) und Zingonia (Norditalien). Der PUR-Vermarkter Elastogran prüft in engem Kontakt mit den Kunden, ob das modifizierte Material auch deren hohen Qualitätsansprüchen entspricht.

Haltbarkeit wird getestet

“Derzeit laufen zum Beispiel bei Schuhproduzenten in Italien mechanische Beanspruchungstests.” Bleuel erläutert, es sei nicht selbstverständlich, dass die langen Polyesterol-Ketten auf Glyzerin-Basis im Zusammenwirken mit Isozyanat dann auch PUR-Ketten mit haargenau denselben Eigenschaften ergeben wie beim Einsatz des Vorprodukts auf Erdöl-Basis. Da sei viel Entwicklungsarbeit zu leisten. Aber die Chemikerin ist zuversichtlich, dass noch 2006 in Italien erste PUR-Sohlen in Serie hergestellt werden, die ihren Ursprung nicht mehr nur im Öl, sondern auch auf dem Raps-Acker haben.”

“Für die Autoindustrie wird ebenfalls am Einsatz von PUR-Weichschäumen auf Glyzerin-Basis gearbeitet. Sie dienen zum Beispiel als Flammkaschierung in Autotüren, Sitzbezügen und Dachhimmeln. Der PUR-Schaum wird dazu mit Flammschutzmitteln versehen. In erwärmter Form lässt er sich leicht mit dem Textilstoff verbinden und der Karosserieform anpassen. Hergestellt wird der PUR-Schaum in bis zu 120 Meter langen Blöcken. Die Anwender schälen daraus aufrollbare zwei bis vier Millimeter starke Bänder, die dann zur Textilflammkaschierung verwendet werden. Damit die Bänder gleich bleibend hohe Qualität aufweisen, müsse der PUR-Blockweichschaum beispielsweise überall die gleiche Dichte aufweisen, erläutert Bleuel.”

Source

Lausitzer Rundschau Online vom 2006-07-25.

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