Bärbel Höhn: Der Einsatz von biogenen Treibstoffen ist eine große Chance für den Klimaschutz und für neue heimische Arbeitsplätze in der Land- und Energiewirtschaft

Weg vom Öl! heißt die Devise der Zukunft. Das Ziel bis zum Jahr 2020 heißt “4×25”; dies bedeutet: 25 Prozent der Stromversorgung, 25 Prozent der Wärmeversorgung, 25 Prozent der Kraftstoffe und 25 Prozent der stofflichen Erdölprodukte wie etwa Kunststoffe sollen durch nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energien gedeckt werden. Der Ausbau der Bioenergien in ihren unterschiedlichen Nutzungsformen wird maßgeblich dazu beitragen, die Klimaschutzziele zu erfüllen, Umweltbelastungen durch Erdölgewinnung und -transport zu reduzieren und den Anteil der erneuerbaren Energien deutlich zu steigern.

“In keinem anderen Produktionssektor wird es in diesem Jahr für die Landwirte mehr Wachstum, mehr Investitionen und mehr Einkommenschancen geben als in der Energieproduktion”, erklärte Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn, derzeit auch Vorsitzende der deutschen AgrarministerInnenkonferenz, heute anlässlich der Veranstaltung “Erneuerbare Energien: Unsere Zukunft” des Nordrhein-westfälischen Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Brüssel.

“Europaweit plädiere ich dafür, verpflichtende Beimischungsregelungen zu erlassen. Weg vom Öl! muss die Devise der Zukunft sein und die Landwirte können dabei mit der Produktion von Energiepflanzen wie Raps und Zuckerrüben, der Nutzung von Biomasse, Biogas und Photovoltaik eine ganz zentrale Rolle spielen. Wer als Landwirt in der Zukunft dabei sein will, muss heute investieren. Die Landwirte sollten gerade in solchen Wachstumsphasen darauf achten, angemessen an der Wertschöpfungskette beteiligt zu sein und nicht wieder nur zu einem austauschbaren Rohstofflieferanten zu werden. Nach neuesten Schätzungen geht die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe davon aus, dass bis zum Jahr 2020 die Biotreibstoffe bis zu 25 Prozent des deutschen Treibstoffverbrauches decken können. Dies entspricht einer jährlichen Produktion von etwa elf Millionen Tonnen Treibstoff und einer Anbaufläche von etwa 3,5 Millionen Hektar. Bleibt die Wertschöpfungskette bei uns, ergibt sich daraus ein Arbeitsplatzpotential von 175.000 Arbeitsplätzen vor allem in der Landwirtschaft.” (Vgl. Meldung vom 2005-02-04.)

Viele Dieselautofahrer werden es nicht wissen, aber auch wenn sie nicht ausdrücklich Biodiesel tanken, haben bereits viele herkömmliche Dieselkraftstoffe viel “Bio” in sich. Bis maximal fünf Prozent Biodiesel mischen einige große Mineralölkonzerne bereits jetzt in ihren Raffinerien bei und nutzen damit zum einen die Energie aus der Rapspflanze und zum zweiten die steuerliche Befreiung von der Mineralölsteuer für biogene Kraftstoffe, die seit dem 1. Januar 2004 auch für Beimischungen gilt. 60 Prozent der deutschen Rekordernte des Jahres 2004 bei Raps in Höhe von 5,2 Millionen Tonnen ist in die Biodiesel-Herstellung gegangen. Bei einer Produktion von 1,2 Millionen Tonnen Biodiesel im Jahr 2004 ergibt sich in Deutschland ein Anteil von 4,3 Prozent am Dieselverbrauch. Im Jahre 2005 wird eine Produktion von 1,7 Mio. Tonnen Biodiesel erwartet. Weltweit entstehen zur Zeit Anlagen, in denen aus Getreide, Zuckerrohr und Zuckerrüben Bioethanol gewonnen wird, das dem normalen Benzin beigemischt werden kann.

In Deutschland wird 2005 erstmalig in größerem Umfang Bioethanol in den Treibstoffmarkt fließen. Die erste von drei Bioethanolfabriken hat ihren Betrieb aufgenommen und die beiden weiteren werden in diesem Jahr folgen. Bioethanol wird zum Beispiel aus Weizen, Roggen oder Zuckerrüben gewonnen und kann direkt Benzin ersetzen oder diesem beigemischt werden. Weltweit ist Bioethanol einer der am stärksten wachsenden landwirtschaftlichen Märkte:

  • Frankreich setzt schon seit vielen Jahren auf Ethanol und verarbeitet dabei einen Teil der Zuckerrüben zu diesem Kraftstoff.
  • Die USA sind weltweit nach Brasilien der zweitgrößte Verbraucher von Ethanoltreibstoff und produzieren derzeit jährlich mehr als zehn Millionen Kubikmeter Ethanol pro Jahr, vorwiegend aus Mais. 2002 waren 60 Ethanolfabriken in Betrieb und weitere 100 in Planung. Präsident Bush hat Ende November 2004 ein neues Programm zur Förderung von Biodiesel unterzeichnet, mit dem dieser Markt in den USA vorangebracht werden soll.
  • China hat im vergangenen Jahr in Jilin die weltgrößte Ethanolfabrik mit 380.000 Kubikmeter Jahresproduktion in Betrieb genommen und plant weitere vier baugleiche Anlagen. Dort gibt es regionale Beimischungszwänge von zehn Prozent Ethanol.
  • Die kanadische Regierung hat im Dezember 2004 die weltweit erste Fahrzeugflotte auf Basis von Ethanol aus Weizenstroh in Dienst gestellt. In einem ersten Schritt werden dort sechs Ethanolfabriken mit einer Jahreskapazität von 650.000 Kubikmeter errichtet und 100 Millionen Dollar Fördergelder bereitgestellt.
  • Traditionell ist Brasilien der weltgrößte Ethanolproduzent und –verbraucher. Der Marktanteil liegt bei circa 25% Ethanol. Die aktuelle Jahresproduktion liegt bei zwölf bis 14 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Derzeit wird in Brasilien auch in den Bau von Biodiesel-Veresterungsanlagen in großem Stil investiert.

(Vgl. Meldung vom 2005-02-03.)

Source

Pressemitteilung des MUNLV NRW vom 2005-02-03.

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