Alle wollen Bioethanol – nur die Mineralölindustrie nicht

Biodiesel erfolgreich eingeführt, Bioethanol ausgebremst

Automobilindustrie, Verbraucherschützer und Politiker aller Couleur verbreiten derzeit angesichts hoher Ölpreise in seltener Eintracht die gleiche Botschaft: Der Einsatz von Biokraftstoffen muss forciert werden, um die Abhängigkeit von fossilen Energien zu verringern. “Beim Biodiesel ist die Markteinführung bereits erfolgreich gelungen, bei Bioethanol dagegen stellt sich derzeit noch die Mineralölwirtschaft quer”, so Petra Sprick, Geschäftsführerin des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie e.V. (VDB). Dabei wären die notwendigen
Produktionskapazitäten in Deutschland bereits vorhanden.

Vor diesem Hintergrund begrüßt der VDB ausdrücklich den Vorstoß von Prof. Dr. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Gottschalk betonte, dass die Autohersteller für einen höheren Einsatz biogener Kraftstoffe gerüstet seien und befürwortet daher einen Schulterschluss mit Mineralölwirtschaft und Politik. Auf der IAA stellt Ford nun das erste Flexible Fuel Vehicle (FFV) für Deutschland vor, das sowohl mit Benzin als auch mit einem beliebigen Bioethanol-Anteil – bevorzugt mit E85, einem Kraftstoff mit 85% Ethanolanteil – betankt werden kann. Einziges Problem: Es gibt in Deutschland keine Tankstellen, die diesen Kraftstoff anbieten.

Auch in der Beimischung zu fossilem Ottokraftstoff, für die kein eigenes Tankstellennetz oder Zapfsäulen erforderlich wären, weigert sich die Mineralölwirtschaft bisher beharrlich, den alternativen Treibstoff einzusetzen. Als Argument werden technische Probleme angeführt, vor allem die so genannte Dampfdruckanomalie. Diese entsteht jedoch nur bei Beimischungsquoten von zwei bis vier Prozent. Wird der Beimischungsanteil erhöht, steht einer Beimischung aus technischer Sicht nichts mehr im Wege. Die deutschen Bioethanolhersteller verfügen bereits heute über Kapazitäten, die den Einsatz technisch unproblematischer Ethanolanteile im Ottokraftstoff möglich machen.

Andere Länder wie Brasilien, USA und Schweden beweisen bereits seit Jahren, dass es Lösungen gibt. Dort werden nicht nur entsprechende Autos verkauft, sondern es existiert auch das notwendige Tankstellennetz. “Umso erstaunlicher ist die Zurückhaltung der Mineralölkonzerne in Deutschland, da sie als international agierende Unternehmen längst Erfahrung mit Ethanolbeimischungen gesammelt haben”, so der deutsche Bioethanol-Produzent Claus Sauter. So gehört Shell weltweit zu den größten Anwendern von Bioethanol in der Zumischung zu Ottokraftstoffen.

In Deutschland sind die Bioethanol-Hersteller nach eindeutigen Vorlagen aus europäischer und nationaler Politik in Vorleistung gegangen und haben in den vergangenen Monaten entsprechende Kapazitäten aufgebaut. Diese sind nun lediglich zur Hälfte ausgelastet, da die Mineralölwirtschaft nicht bereit ist, das Produkt abzunehmen.

Anders sieht es dagegen beim Biodiesel aus. Dieser erfreut sich auch aufgrund steigender Ölpreise verstärkter Nachfrage, so dass derzeit alle Hersteller am Limit produzieren. Ein Netz von 1.900 Tankstellen, an denen der Verbraucher Biodiesel in Reinform beziehen kann, dokumentiert den Erfolg des alternativen Kraftstoffes ebenso wie die Tatsache, dass 40% der Produktion mittlerweile in der Beimischung zu fossilem Diesel abgesetzt werden. Damit werden bereits heute vier Prozent des Gesamtdieselmarktes abdeckt.

Ausführliche Informationen zu Marktdaten von Biokraftstoffen, politischen Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa sowie zu Forschung und Entwicklung finden sich im VDB-Jahresbericht 2004/2005. Dieser steht auf der VDB-Homepage als Download zur Verfügung oder kann in gebundener Form bestellt werden.

Ansprechpartner:
Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie e.V.
Petra Sprick, Geschäftsführerin
Tel. 030-72 62 59-12
Fax 030-72 62 59-19
E-Mail: sprick@biokraftstoffverband.de
Am Weidendamm 1A
10117 Berlin
Internet www.biokraftstoffverband.de

(Vgl. Meldung vom 2005-09-13.)

Source

"Pressemitteilung des Verbands der Deutschen Biokraftstoffindustrie e.V. vom 2005-09-16.

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