Aktueller Marktbericht über die europäische GFK-Industrie und duroplastische Formmassen

Europäische GFK-Industrie spürt Aufwind / Rohstoffpreise belasten Verarbeiter / Trendwende bei duroplastischen Formmassen

Es war insgesamt ein recht positives Bild, das Dr. Uwe Bültjer, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Verstärkte Kunststoffe – Technische Vereinigung e.V., beim AVK-TV Pressegespräch am 28. September im Kurhaus Baden-Baden zeichnete: Die europäische GFK-Produktion erfuhr in den Jahren 2003 und 2004 ein merkliches Wachstum, und bei den duroplastischen Formmassen scheint eine Trendwende eingetreten zu sein.

Nicht alle GFK-Segmente erholen sich

Allerdings trugen die einzelnen GFK-Herstellverfahren sehr unterschiedlich zum Gesamtergebnis von 1.009.000 Tonnen im Jahr 2003 (+1,7%) bei. Während der Mengenzuwachs in den meisten GFK-Segmenten erfreulich verlief, war der Produktionsrückgang bei BMC leider nicht aufzuhalten. Beim RTM-Verfahren trat eine die Stabilisierung ein, da der Übergang vom offenen zum geschlossenen Verfahren jetzt in ruhigeren Bahnen verläuft.
Wie gehabt ging der überwiegende Teil der SMC-Produktion von insgesamt 191.000 Tonnen (+ 3,2%) in den Automobil- und den Elektromarkt. Weil sich das Volumen des Elektromarkts seit Jahren kaum verändert, ist es überwiegend der Automobilbau, der die SMC-Gesamtproduktion beherrscht.

Vergl. SMC-LKW

Noch immer wird SMC überwiegend im Nutzfahrzeugbereich eingesetzt. Eine Gegenüberstellung der Produktionszahlen macht die Abhängigkeit des SMC-Verbrauchs von der Entwicklung des Nutzfahrzeugsektors deutlich. Dass die starken Schwankungen der europäischen Nutzfahrzeugproduktion nicht im vollen Umfang auf die SMC-Produktion durchschlagen, ist darauf zurückzuführen, dass die SMC-Menge pro Fahrzeug ständig zunimmt. Die derzeitige Vollauslastung der LKW-Produktionskapazitäten in Europa bescheren dem SMC eine Sonderkonjunktur, die den Aufwärtstrend beschleunigen dürfte.

Die Bedeutung des PKW-Sektors für die SMC-Produktion wächst seit Jahren. Da die PKW-Hersteller jedoch weit höhere Ansprüche an die Oberflächenqualität stellen, erreicht der Verbrauch längst nicht das Ausmaß wie in der Nutzfahrzeugindustrie. Dafür sind im PKW große Mengen glasfaserverstärkter Thermoplaste zu finden (Gesamtproduktion 2003: 67.000 t, 8,1% mehr als im Vorjahr). Grund für deren zunehmenden Einsatz ist der immer stärker werdende Zwang, das Fahrzeuggewicht zu reduzieren. Dabei entwickeln sich GMT und LFT sehr unterschiedlich. Während die GMT-Produktion stagniert, wächst der LFT-Verbrauch unaufhaltsam und hat GMT mengenmäßig bereits überholt. Im Fahrzeug-Unterboden sind glasfaserverstärkte Thermoplaste heute fest etabliert. An der Tatsache, dass die faserverstärkten Thermoplaste ein ungebrochenes Wachstum erfahren, wird deutlich, dass insbesondere die Automobilindustrie diesem Werkstoff noch viel zutraut.

Erfreulich ist die weitere Zunahme der Tank- und Rohrproduktion (Schleuder- und Wickelverfahren), die das Tief der letzten Jahre offenbar überwunden hat. GFK-Profile (Pultrusion) fanden noch nicht zu ihrer früheren Dynamik zurück, da ihre Produktionsmenge in hohem Maß von Großaufträgen abhängt.

Handlaminate konnten ihr Produktionsniveau gerade halten. Der von hohen Zuwachsraten verwöhnte Markt für Windkraftanlagen hat sich 2003 beruhigt, nachdem es insbesondere für Standorte in windschwachen Gebieten keine Förderung mehr gibt. Dafür werden kleine Anlagen durch größere ersetzt, so dass sich die Produktion besser entwickelt als die Zahl der installierten Windkraftanlagen. Mit dem Bau der geplanten großen Off-Shore-Anlagen wurde erst zögerlich begonnen, da die speziellen Probleme dieser Großanlagen noch nicht überzeugend gelöst sind.

ProduktionEuropa

Zunehmend an Bedeutung gewinnen naturfaserverstärkte Kunststoffe. Besonders die schon länger verfügbaren holzfaserverstärkten Duroplaste zeigen ein stetiges Wachstum. Neben Holzfasern spielen vor allem Hanf und Flachs eine wichtige Rolle als Verstärkungsfasern für Leichtbauwerkstoffe. Die Bestimmung der Produktionsmengen naturfaserverstärkter Kunststoffe ist schwierig, weil es fließende Übergänge zwischen Polymeren gibt, die naturfaserverstärkt sind und jenen, die Naturfaserprodukte nur als Füllstoff enthalten. Die AVK-TV versucht deshalb zusammen mit der nova-Institut GmbH, Hürth, Definitionen für naturfaserverstärkte Kunststoffe zu finden, die es ermöglichen, die Marktentwicklung dieser Werkstoffklasse mit der glasfaserverstärkter Kunststoffe zu vergleichen.

Die Zukunft des GFK-Markts sieht Bültjer ziemlich positiv. So prognostiziert der AVK-TV für dieses Jahr ein Wachstum von 2,1%. Für 2005 erwartet der Verband ein Plus von 2,5%.

Rohstoffpreisentwicklung belastet GFK-Industrie

Die zweite Hälfte des Jahres 2004 ist durch einen starken Preisanstieg der Rohstoffe gekennzeichnet. Verantwortlich dafür ist zum einen die Entwicklung der Ölpreise, zum anderen stößt die schubweise Nachfrage vor allen nach aus Benzol hergestellten Chemikalien wie Styrol und Adipinsäure an die Kapazitätsgrenzen. So haben denn auch die Hersteller ungesättigter Polyesterharze bereits die zweite Preisrunde dieses Jahres eingeläutet.

Insbesondere für die Zulieferer von GFK-Teilen für die Automobilindustrie gibt es nur wenig Spielraum, den Preisschub weiterzugeben und geraten deshalb mehr und mehr unter Margendruck. Eine anhaltende positive Entwicklung auf dem LKW-Markt könnte die angespannte Situation zwar etwas entschärfen, trotzdem werden die Teilehersteller nicht um eine Preiserhöhung für ihre Produkte herumkommen.

Trendwende im Markt für duroplastische Formmassen

Für das Jahr 2003 ist in Europa zwar erneut ein Rückgang der Produktionszahlen duroplastischer Formmassen um 2,3% auf 130.000 t zu verzeichnen. Er trifft jedoch nicht mehr alle Produktgruppen. So hat sich die Produktionsmenge von Harnstoffharzen stabilisiert, während Phenolharze weitere Einbußen erlitten. Die Gründe hierfür liegen vor allem in der weiterhin schwächelnden Bauindustrie und den bis zum letzten Jahr auf den europäischen Markt drängenden Formteilen aus asiatischer Produktion.

GFK-Europa

In diesem Jahr scheint es für die duroplastischen Formmassen wieder aufwärts zu gehen, da die Importe aus Asien stark abgenommen haben und die (in den vergangenen Jahren bedeutenden) Exporte in diese Länder wieder aufgenommen wurden. Ob es sich dabei um eine stabile Trendwende handelt, bleibt abzuwarten. “Die künftige Entwicklung hängt entscheidend von der Baukonjunktur ab – und da sind die Aussichten nicht gerade rosig”, dämpft Bültjer allzu optimistische Erwartungen.

Rosig sieht die Zukunft dagegen für Spezialformmassen, die nichttypisierten Formmassen also, aus. Ihre Produktionsmenge erreichte im Jahre 2003 rund 15.000 Tonnen, und die AVK-TV rechnet weiterhin mit Zuwachsraten von 5% jährlich.

Arbeitsgemeinschaft verstärkte Kunststoffe-Technische Vereinigung e.V.
Am Hauptbahnhof
60329 Frankfurt am Main
Telefon +49 (0) 69 / 25 09 20
Fax +49 (0) 69 / 25 09 19
e-Mail: info@avk-tv.de

(Vgl. Meldung vom 2004-10-04.)

Source

"Pressemitteilung der AVK-TV”[www.avk-tv.de/www_avktv/PR070428.09.2004_193_42_0_f.htm] vom 2004-09-28.

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