Agrarreform gefährdet Stärkekartoffelanbau in Deutschland

Bundesverband der Stärkekartoffelerzeuger plädiert für Betriebsmodell

Der Bundesverband der Stärkekartoffelerzeuger e. V. (BVS) hat mit Vertretern der Bundes- und Länderministerien in Golßen über die Zukunft des deutschen Stärkekartoffelanbaus beraten. Bei der Besichtigung der komplett renovierten Stärkefabrik der Emsland-Stärke wurde die Bedeutung der Kartoffelstärkeverarbeitung für das strukturschwache Gebiet der Niederlausitz deutlich. Im Werk Golßen werden auf der Basis der gewonnenen Kartoffelstärke hochwertige Grundstoffe für die Papierindustrie hergestellt, die weltweit in mehr als 30 Länder verkauft werden. Auch ist die Stärkefabrik ein bedeutender Arbeitgeber der Region.

Obwohl in der laufenden Verarbeitungskampagne erfreulich hohe Stärkegehalte und geringe Tarawerte gemessen werden, hat die Sommertrockenheit dramatische Auswirkungen auf die Anlieferungen an die Stärkefabriken. Die Mitglieder des BVS erwarten mit bundesweit nur 70 bis 75 Prozent die niedrigste Vertragserfüllung seit Gedenken. Während sich die Mindererträge auf Beregnungsstandorten in Grenzen halten, verzeichnen leichte Böden ohne zusätzliche Wasserzufuhr schwerste Ertragseinbußen.

Bei den Diskussionen zwischen den Stärkekartoffelerzeugern und den Vertretern der Politik zeigte sich allerdings deutlich, dass die aktuellen Überlegungen zur Umsetzung der Luxemburger Beschlüsse zur Agrarreform die Stärkekartoffelerzeuger noch schwerer belasten als die Auswirkungen der Dürre.

Ob die Stärkekartoffelerzeugung zukünftig gegenüber anderen Ackerkulturen noch wettbewerbsfähig sein werde und ob die Stärkefabriken in Deutschland eine Zukunftsperspektive hätten, werde entscheidend von der nationalen Ausgestaltung der GAP-Reform abhängen, so der BVS-Vorsitzende Werner Hilse.

In einer Stellungnahme zur Umsetzung der GAP-Reform in Deutschland spricht sich der BVS bei der Entkopplung entschieden für die Anwendung des Standardmodells der betriebsindividuellen Prämienermittlung und gegen die Bildung regionaler Durchschnitte aus, das heißt die entkoppelten Beihilfen müssten weiterhin den Stärkekartoffelerzeugern zukommen. Nur so könne gewährleistet werden, dass Investitionen in Anteile und/oder Lieferverträge, Technik und Gebäude sich amortisierten. Die aus dem Regionalisierungsmodell resultierende Umverteilung zu Lasten der Stärkekartoffelerzeuger werde ebenso abgelehnt wie die damit zwangsweise verbundene Einbeziehung in die Verpflichtung zur pauschalen Flächenstillegung.

Sollte es dennoch zu einer Entscheidung für regionale Einheitsprämien in Deutschland kommen, dann sei der Sektor Stärkekartoffeln davon auszunehmen und die entkoppelten Zahlungen seien betriebsindividuell zu gewähren. Dies würde auch dem Umstand Rechnung tragen, dass etwa 13 Prozent der bundesdeutschen Stärkekartoffeln in den Niederlanden verarbeitet werden. Wegen der grenzüberschreitenden Anbaugebiete seien unterschiedliche Umsetzungen der GAP-Reform in Deutschland und den Niederlanden und damit einhergehende Wettbewerbsverzerrungen unbedingt zu vermeiden.

Weiterhin betonte der BVS, dass Lösungen für die Wachstumsbetriebe zu finden seien, die in den letzten Jahren Lieferrechte erworben hätten und nicht über entsprechende Prämienrechte aus dem Referenzzeitraum 2000 bis 2002 verfügten.

Mit diesen Vorschlägen verfolge der BVS das Ziel, einen wettbewerbsfähigen Stärkekartoffelanbau in Deutschland zu sichern und damit auch den Fortbestand des vor- und nachgelagerten Bereichs von der Pflanzenzüchtung bis zur Stärke verarbeitenden Industrie zu gewährleisten.

Ansprechpartner:
Pressestelle Deutscher Bauernverband
E-Mail: presse@bauernverband.de

(Vgl. Meldung vom 2003-09-11.)

Source

Pressemitteilung des Deutschen Bauernverbandes (DBV) vom 2003-09-10.

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